Private Güterbahnen auf Expansionskurs

Während sich die staatlichen Güterbahnen in Europa abmühen, schwarze Zahlen zu schreiben, schalten die privaten Wettbewerber auf Expansion und setzen auf einen Schulterschluss mit der Politik.

Private Güterbahn: Erfolg durch Rosinenpicken (Foto: 129400 / pixabay)

In der Vollkswirtschaft spricht man von Rosinenpicken: Ein Wettbewerber schnappt sich denjenigen Teil des Angebots eines Wettbewerbers, mit dem dieser Gewinn macht, damit er die weniger rentablen oder verlustreichen Teile seines Geschäfts querfinanzieren kann. An einer solchen Attacke ist nichts verwerflich, weil sie Ineffizienzen offen legt und den Großanbieter zwingt, sich etwas Besseres für die unbefriedigenden Teile seines Geschäfts einfallen zu lassen. Genau mit dieser Methode haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr private Güterbahngesellschaften etabliert und den staatlichen Anbietern lukratives Geschäft weggeschnappt: zum Beispiel den Betrieb der Güterzüge von den Häfen in Holland und Belgien den Rhein entlang gen Süden. Umso schlechter geht es seitdem den staatlichen Güterbahngesellschaften, denen vor allem das mühselige Zusammenstellen einzelner Güterzüge verbleibt. Um sich endgültig des Ruch der Geschäftsschädigung zu entledigen, haben sich die privaten Angreifer nun zu einem “Bündnis Die Güterbahnen” zusammengeschlossen – um den Schulterschluss mit der Ampel-Koalition zu versuchen. Ziel ist es, deren Plan zu unterstützen, bis 2030 rund 25 Prozent des Güterverkehrs auf die Schiene zu bekommen.

Wer schwimmen will, muss auch nass werden wollen

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„Wir wollen das und noch wichtiger: Wir können das. DIE GÜTERBAHNEN brennen darauf, für dieses Ziel und noch mehr ihre geballte Zugkraft aufzubringen und mit klimafreundlichem Güterverkehr auf der Schiene die Verkehrswende zu meistern, ” so Ludolf Kerkeling, Vorstandsvorsitzender des Netzwerks Europäische Eisenbahnen, dem rund 100 private Bahngesellschaften in Europa angehören. “Wir hoffen, mit unserem neuen Bündnis die Politik als unseren Partner, der mit den richtigen Rahmenbedingungen seine Ziele verfolgt, zu gewinnen. Denn wer schwimmen will, muss auch nass werden wollen.“

Druck auf Deutsche Bahn

Damit setzen die Privatbahnen die Ampelkoalition unter Druck, möglicherweise die Deutsche Bahn und der Gütersparte nass machen zu müssen. Denn der ist es in den vergangen Jahren nicht gelungen, diejenige Sparte gewinnbringend zu betreiben, bei der Güterzüge aufwändig zusammengestellt und und die Waggons in den Regionen verteilt werden müssen. Die Privaten hingegen konzentrieren sich auf ellenlange Züge, die ohne Rangieraufwand lange Strecken von A nach B zurücklegen. Entweder die Politik entscheidet sich, den sogenannten Einzelwagenverkehr als notwendige Dienstleistung zu erhalten und letztlich staatlich zu subventionieren oder aber ihn einzustellen. Ein Konzept für einen wirtschaftlichen Betrieb konnte die staatliche Deutsche Bahn in den vergangenen zehn Jahren nicht vorlegen.

Mehr: Die Güterbahnen

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