Nach den Abgasmanipulationen vor zehn Jahren sticht Volkswagen schon wieder als gesetzloser Konzern hervor – diesmal wegen illegaler Absprachen beim Recycling ausgedienter Autos, derer sich fast die gesamte PS-Branche schuldig gemacht hat.

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s vollends ungeniert. Diesem Motto scheint Volkswagen zu frönen, nachdem der Konzern wegen Abgasmanipulationen vor allem seit Dieselmotoren seit deren Bekanntwerden 2015 mit rund 32 Milliarden Euro bluten musste. Diesmal sind es zwar nur 127,7 Millionen Euro Strafe, die die Wolfsburger Strafe bezahlen müssen. Doch auch damit steht Europas größter Autobauer ein weiteres Mal an der Spitze der Gesetzlosen seiner Branche, diesmal wegen unerlaubter Absprachen mit Wettbewerbern beim Recycling ausgedienter Karossen. Zu insgesamt 458 Millionen Euro verdonnerte die EU-Kommission VW und 14 weitere Hersteller, weil sie sich von 2002 bis 2017 illegalerweise gegen die Schrottplatzbetreiber zusammenschlossen, um diesen entgegen der gesetzlichen Vorschriften nichts für die Entgegennahme ausgemusterter Fahrzeuge bezahlen zu müssen.
Ausgeheckt im Autoverband: Illegales Kartell beim Recycling
Ausbaldowert wurde die Verschwörung laut EU-Kommission im Europäischen Automobilherstellerverband ACEA (Association des Constructeurs Européens d’Automobiles), der dafür 500 000 Euro Strafe bezahlen muss. Zu der 15er-Bande zählten neben VW fast alle namhaften Hersteller weltweit, von Toyota über Stellantis (Peugeot, Citroen, Fiat) bis zu BMW und Mercedes. Die zweithöchste Strafe traf mit 81,5 Millionen Euro Renault Nissan. Die Übeltäter sprachen sich sogar darüber ab, zu verschweigen, wie viel Recyclingmaterial in ihren Neuwagen steckt, um zu verhindern, sich dadurch im Kampf um umweltbewusste Kunden Wettbewerb zu machen.
Mercedes packte aus und kommt ohne Strafe davon
Schadlos kam Mercedes aus der Affäre. Die Schwaben blieben, trotz Beteiligung an der Untat, als einzige unter den 15 Gesetzesbrechern straffrei, offenbar weil sie vollständig gegenüber den Ermittlern auspackten und so zur kompletten Aufklärung des Falles beitrugen. Stellantis erhielt für seine Kooperationsbereitschaft einen Nachlass auf die Strafe von 50 Prozent, muss allerdings trotzdem noch die staatliche Summe von rund 75 Millionen Euro bezahlen. Mitsubishi aus Japan erhielt für die Hilfe bei der Aufklärung einen Nachlass von 30 Prozent und landete bei einer Strafe von rund 4,2 Millionen Euro. Für Ford gab es aus gleichem Grund eine Reduzierung um 20 Prozent auf immerhin noch beachtliche rund 41,5 Millionen Euro Strafe.
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