Rettet BYD den Markt für kleine E-Autos in Europa?

Der chinesische Hersteller will schon ab dem kommenden Jahr E-Autos mit Natrium-Ionen-Akkus liefern. Das günstigste Modell soll umgerechnet weniger als 14 000 Euro kosten. BYD geht damit – wie andere chinesische Autobauer – in einen Markt, für den sich westliche Konzerne zu fein sind.

BYD
BYD auf der Pariser Automesse Chinesische Hersteller sind sich nicht zu fein für preiswerte Modelle (Foto: BYD)

Dass Lithium zunehmend knapper wird, hat sich mittlerweile nicht nur in der E-Autoszene herumgesprochen. Das weiße Metall ist einer wichtigsten Rohstoffe für die Herstellung von Batterien für Stromer. In den vergangenen zwei Jahren gingen die Preise für Lithium Futures um das 15-fache nach oben. Kein Wunder, dass Batteriehersteller und E-Autobauer wie CATL oder BYD nach Alternativen zum herkömmlichen Lithium-Ionen-Akku suchen. Als vielversprechend hat sich die Natrium-Ionen-Technik erwiesen.

Zwar ist deren Energie-Dichte geringer. Doch ist Natrium alles andere als rar. Unter anderem kommt es in Form von Kochsalz vor. Anders als bei Lithium sind Gewinnung und Aufbereitung für die Umwelt unproblematisch. Und inzwischen ist es CATL, einem der führenden chinesischen Batteriebauer, gelungen, die Energiedichte auf 160 Wattstunden pro Kilogramm anzuheben. Damit bringt die neue Technik nur noch ein Viertel weniger Energie pro Gewichtseinheit als die klassischen Lithium-Batterien. Jedoch hat die Natrium-Batterie neben den geringeren Kosten weitere Vorteile. Die Batterien sind schnell zu laden. Und selbst klirrende Kälte macht ihnen wenig aus.

ANZEIGE

Günstige Akkus für Einsteigermodelle

Branchengerüchen zufolge könnte BYD sogar noch vor CATL die ersten marktreifen Antriebsbatterien auf Grundlage der Natrium-Ionen-Technik auf den Markt bringen – möglicherweise in den eigenen E-Autos. Schon im kommenden Frühjahr soll nach chinesischen Berichten die Produktion der neuartigen Batterien beginnen. BYD will – so der Branchendienst – die neuen Batterien in zwei bereits existierende E-Modelle, dem Dolphin und dem Qin EV verbauen. Bei beiden Autos handelt es sich um Einsteiger-Modelle, die in China umgerechnet etwa zwischen 13 000 Euro und 20 000 Euro kosten.

Zusätzlich sollen die Natrium-Ionen-Akkus in einem weiteren Volumenmodell zur Anwendung kommen, das umgerechnet für weniger als 14 000 Euro auf den Markt kommen soll. Zwar dementierte BYD die Berichte – allerdings erst auf Nachfrage und auffallend vage.

Chinas E-Autos werden billiger

Wie auch immer: Von den Preisen chinesischer Anbieter können europäische Verbraucher nur träumen. Kleinststromer wie der Wuling NanoEV kosten in China umgerechnet weniger als 4 000 Euro. Anders in Europa: Zwischen 2015 und dem laufenden Kalenderjahr stiegen die Durchschnittspreise für E-Autos in Europa von 49 000 Euro auf 56 000 Euro. Im gleichen Zeitraum sanken die Preise für Vollstromer in China um mehr als die Hälfte von umgerechnet 66 000 Euro auf 32 000 Euro. Europas Autobauer ziehen sich aus dem Einsteiger-Segment mehr und mehr zurück. So kostet ein Renault Zoe, einst für vergleichsweise wenig Geld erhältlich, inzwischen mindestens 36 800 Euro. Zuletzt hatte Renault den Preis um 3 700 Euro angehoben. Ohnehin dürfte spätestens ab Anfang 2024 Schluss sein mit dem beliebten E-Auto.

Europas Stromer teurer

Allein zwischen August 2022 und dem vergleichbaren Vorjahresmonat gingen die Preise für die 15 beliebtesten Stromer um 14,5 Prozent in die Höhe. Auto-Papst Ferdinand Dudenhöffer befürchtet inzwischen, dass der Markt für kleine und kompakte E-Autos zusammenbrechen könnte. Die Hoffnungen europäischer E-Autokäufer mit bescheidenem Einkommen ruhen jetzt auf den günstigen Angeboten chinesischer Hersteller. Denn BYD und der Wuling-Produzent SAIC sind nicht einzigen E-Auto-Bauer aus dem Reich der Mitte, die auch an weniger begüterte Verbraucher denken. Nio zum Beispiel will unter einer Submarke mit dem Arbeitstitel Firefly Stromer in der Preislage zwischen 15 000 Euro bis 30 000 Euro anbieten. Geometry, eine Elektro-Marke aus dem Geely-Konzern, bringt einen SUV namens EX3 für unter 8 000 Euro auf den Markt.

Bleibt zu hoffen, dass das geplante Einsteigermodell von BYD mit der neuen Natrium-Ionen-Batterie und andere günstige E-Autos aus China ihren Weg nach Europa finden. Zum Glück sind neben BYD bereits mehrere chinesische E-Autobauer in Europa vertreten. Die Arroganz der europäischen Hersteller könnte folglich ein schnelles Ende finden. Hochmut kommt vor dem Fall.

Mehr: 晚点 Auto, Teslamag

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*