Reutlingen findet Müllsünder dank KI – und bestraft sie

Die Stadt am Fuße der Schwäbischen Alb kontrolliert seit Jahresanfang mit Kameras und künstlicher Intelligenz (KI) die Biotonnen. Bis April bekommen die Müllsünder nur eine Ermahnung. Danach gibt es saftige Bußgelder.

Biotonne Künftig sortenrein dank KI? (Peter Freitag/Pixelio.de)
Biotonne Künftig weniger Müllsünder dank KI? (Peter Freitag/Pixelio.de)

Zwischen 60 und 80 Euro betragen die Bußen für nachlässige Mülltrennng. Damit nicht genug: Die Müllwerker lassen die Tonnen der Müllsünder ungeleert stehen. Entweder sortieren die per KI Erwischten dann ihren Müll von Hand nach. Oder sie zahlen nochmals bis zu 80 Euro für die sogenannte Sonderleerung. Damit die Abfall-Kunden Zeit zum Eingewöhnen haben, geht die Stadt Reutlingen nach einem Zwei-Phasen-Plan vor.

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In der ersten Phase, der sogenannten gelben Phase, hinterlassen die Müllmänner Hinweiszettel an den Biotonnen ihrer Kunden. Ist der Hinweiszettel grün, wissen die Biotonnen-Nutzer, dass sie es richtig gemacht haben. Ihre Biotonne war also frei von Plastik und anderen Störstoffen. Gelbe Müllzettel hingegen signalisieren: „Falsch befüllt“. Tröstlich für die Abfallschelme: Die Müllwerker nehmen die Tonnen mit – bis zum April.

Lobes- und Mahnzettel in Reutlingen Wer Bioabfall mit Plastik verunreinigt, zahlt (Technische Betriebsdienste Reutlingen/TBR)

Danach verteilen die Müllmänner auch rote Zettel. Und dann wird es teuer – siehe oben. Die Bußen sollen nicht nur erzieherisch wirken. Sie sollen die Ausstattung der Müllwagen zumindest teilweise finanzieren. Denn die KI-Ausrüstung der Müllwagen ist nicht ganz billig. Bis zu 50 000 Euro muss die Stadt für die Aussstattung der Müllwagen hinlegen.

KI und Kameras kontrollieren mehrfach

Bis jetzt sind an vier Abfallvehikeln je vier Kameras installiert: außen links und rechts je eine für die beiden Müllschächte an der Hinterfront des Gefährts. Dazu kommen zwei KI-Kameras im Inneren des Wagens. Die äußeren Aufnahmegeräte leisten gleichsam die Vorauslese. Sie suchen von oben nach Fremdstoffen in den eingehängten und geöffneten Biotonnen. Wenn sie nicht Anstößiges finden, wird der Müll in den Abfallbehälter des Fahrzeugs gekippt. Dort kontrolliert dann eine zweite Kamera per KI die tieferen Schichten der Mülltonne.

Abfallwegweiser der Stadt Reutlingen Plastik gehört nicht in den Abfall! (TBR)

Gleichzeitig mit den Kontrollen startet die Stadt die Kampagne Plastikfreier Bioabfall! – Machen Sie mit. Mit dem Müll-Projekt will die Stadtverwaltung vor allem gesetzlichen Pflichten nachkommen. Denn ein frisch verabschiedetes Gesetz bestimmt, dass ab Mai der kommunale Bioabfall höchstens drei Prozent Fremdstoffe enthalten darf. Das neue Gesetz ist alles andere als eine überflüssige Schikane. In der Vergangenheit war es wiederholt vorgekommen, dass ein Zuviel an Plastikbeuteln die Kompostierungsanlagen lahmgelegt hatte.

Mehr: Technische Betriebsdienste Reutlingen; SWR

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