RFID-Tags stecken milliardenfach in Autos, Chipkarten und Labels. Das birgt ein wachsendes Müll- und Rohstoffproblem. Ein Start-up bietet eine Lösung.
Ohne RFID-Tags würde unsere Welt kaum mehr funktionieren. Weder der elektronische Ausweis, noch die Bezahlkarte oder die Wegfahrsperre. Doch bei aller Nützlichkeit verschärfen die winzigen Transponder gleich zwei Probleme für die Umwelt: Sie verbrauchen jede Menge Ressourcen und hinterlassen rasch wachsende Berge an Elektroschrott.
Denn der Einsatz von RFID-Tags steigt rapide: Von wenigen Millionen in den 90igern auf inzwischen weit mehr als 20 Milliarden pro Jahr. Damit fallen trotz ihrer Winzigkeit jährlich geschätzte 20 000 Tonnen Elektroschrott an. Doch weil die Tags – RFID steht für “radio-frequency identification”, zu deutsch: elektromagnetisch auslesbare Identifikation – praktisch unsichtbar sind, würden sie kaum korrekt zur Wiederverwertung entsorgt. Beklagt der Fachverband E-Schrott-Recycling. Zumeist landeten sie stattdessen im Hausmüll.
RFID-Tags aus gelasertem Papier
Vor diesem Hintergrund weckt eine Innovation des Londoner Start-ups Pulpatronics Hoffnungen auf eine nachhaltigere Lösung. Das Gründer-Duo Chloe So und Barna Soma Biro lasert die Schaltkreise für seinen Tag auf Papier. Sie bestehen aus Kohlenstoffen, sind leitfähig und ersetzten den üblichen Chip.
“Unsere Transponder kommen ohne Metalle und Silikon aus, sind billiger herzustellen und vertragen sich mit bestehenden Recycling-Methoden”, rühmt Technikchef Biro die Erfindung. Den Vorzug fürs Klima haben die Londoner Pioniere auch gleich ausgerechnet. Ihr RFID-Tag senkt demnach die CO2-Belastung von 3,5 auf 1,1 Gramm je Stück – eine Reduktion um satte 70 Prozent.
70 Prozent weniger CO2
Für ihre wegweisende Technologie haben sie bereits eine Reihe von Preisen eingeheimst. Zuletzt Ende April den renommierten Green Alley Award. Ihre formschönen Tags, erläutert Biro, funktionierten ähnlich den bekannten Strichcodes. Das Muster könne allerdings unsichtbar sein, so ein weiterer Vorteil.
Wie gut ihre Innovation sich in der Praxis bewährt, muss sich allerdings erst zeigen. Zu den offenen Fragen zählt, ob ihr Schaltkreis annähernd große Datenmengen aufnehmen kann wie ein Chip? Und wie zügig sich das Herstellungsverfahren hochskalieren lässt?
Klar ist schon, dass die Speicherfähigkeit beispielsweise für Wegfahrsperren und elektronische Ausweise zu gering ausfällt. Doch es bleibt ein weites Anwendungsfeld, etwa in Milliarden Bekleidungsetiketten und bei Fast-Food-Geschirr zur Warennachverfolgung. Diese Tags könnten künftig mit dem Papierverfahren ohne hohe Emissionen und tonnenweise Metallverbrauch hergestellt werden.
McDonald’s stellt um auf wiederverwertbare Transponder
Neuerdings zeichnen sie auch bei den klassischen RFID-Tags ökologische Verbesserungen ab. So versieht der Burger-Bräter McDonald’s in Frankreich alle Mehrwegverpackungen seit vergangenem Jahr mit Transpondern, die lebensmittelecht sowie feuchtigkeits- und wärmebeständig sind. Hersteller ist das US- Unternehmen Checkpoint Systems. Die Transponder seien zu rund 94 Prozent wiederverwertbar, versichert dessen Management.
Zusätzlicher Clou sei: Sie müssten nicht mehr separat als Elektroschrott gesammelt werden, sondern ließen sich aus dem normalen Haushaltsmüll herausfischen.
Mehr: pulpatronics bvse checkpointsystems
Hinterlasse jetzt einen Kommentar