Die Holzpreise gehen durch die Decke. Weil Exporteure den Markt leerkaufen, kommen deutsche Zimmerleute und Schreiner nicht mehr an den begehrten Rohstoff. Von Baustopp ist die Rede. Eigentlich sollte das eine Chance für die vom Klimawandel gebeutelten Waldbesitzer sein. Doch die gehen leer aus, weil wenige Giganten den Markt kontrollieren. Jetzt hat der Chef des Deutschen Forstwirtschaftsrates zum Sägestreik aufgerufen.
„Stoppt das Sägen. Lasst die Bäume stehen“, hatte Georg Schirmbeck gefordert. Der Preisauftrieb sei an den Waldbesitzern vorbei gegangen. Schuld daran sei die Kontrolle des Marktes durch wenige Holzkonzerne. „Wir werden regelrecht abgezockt“. sagte der Forstwirtschaftsrats-Präsident der Neuen Osnabrücker Zeitung. Der Vertreter der Waldbauern will nicht mehr als einen „fairen Preis für unser Produkt“. Die Preisentwicklung sei nichts anderes als eine „riesige Spekulationsblase“. Denn Holz sei hinreichend verfügbar.
Tatsächlich sind die Wälder voll von Holzstapeln – und von geschädigten Bäumen, die noch gefällt werden müssen. Über Jahre waren die Waldbesitzer gezwungen, wegen der Schäden durch Dürre, Sturm und Borkenkäferbefall ganze Wälder flachzulegen. So schlugen die Forstbetreiber im Jahr 2019 mit 32 Millionen Kubikmeter etwa dreimal mehr Schadholz als Jahr davor (11 Millionen Kubikmeter). 2017 hatte der Schadholzeinschlag nur sechs Millionen Kubikmeter ergeben. Der Klimawandel hat der Forstwirtschaft weltweit Dauerschäden beschert. In Deutschland belaufen sich allein die Auswirkungen der Dürrejahre von 2018 bis 2020 auf 12,7 Milliarden Euro. Das ist das Zehnfache des jährlichen Nettogewinns der Forstindustrie. Die Hilfsprogramme decken davon nur 10 bis 15 Prozent ab.
Der Preis für Fichtenholz hatte wegen der Schäden seit Anfang 2018 um fast die Hälfte nachgegeben. Bei den Waldbauern stiegen die Preise für Fichtenholz sei dem Tief im vergangenen Herbst nur neun Prozent an. Für stärker geschädigtes Holz zahlen die Abnehmer ohnehin nur 25 bis 30 Euro. Schirmbeck zufolge müsste der Preis etwa 150 Euro pro Festmeter betragen, um den Waldbesitzern ein auskömmliche Einnahmen zu bescheren. Zur Zeit liegt er meist bei der Hälfte.
FDP-Sprecher: Klöckner pennt
Der forstpolitische Sprecher der FDP, Karlheinz Busen, sieht ein eklatantes Marktversagen. Die Holzhändler profitierten nun von den öffentlichen Hilfen für die Forstbesitzer. Statt die Holzversorgung für Bauwirtschaft und Industrie in Deutschland zu sichern, zögen sie ihren Nutzen aus den hohen Exportpreisen. Busen befürchtet, dass die Engpässe beim Holz „die gesamte Bauwirtschaft“ abwürgen könnten. Er forderte einen runden Tisch der von Politik mit den beteiligten Branchen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner warf er vor, das Problem „zu verpennen“.
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