Schienengüterverkehr versinkt im Sommerchaos

Ein Dreivierteljahr nach Antritt der Ampel-Regierung ist von Aufbruchstimmung bei der Verkehrswende nicht die geringste Spur. Im Gegenteil, vor allem der Schienengüterverkehr versinkt offenbar im Sommerchaos, die Energiepolitik schadet der Branche sogar.

Fahrt durchs Sommerchaos: Keine Impulse von der Ampel-Regierung für Schienengütervehr (Foto: Hands off my tags! Michael Gaida / pixabay)

Dass die Probleme im Schienennetz so groß sind, dass ein Manager der Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn im Frühjahr in einem Video die Katastrophe ausrief, war schon Warnung genug. Aber schlimmer geht immer. „Der Sommer ist vorübergegangen, ohne dass sich an der besonders dringlichen Baustellensituation nach unserer Wahrnehmung etwas verbessert hat“, so Peter Westenberger, Geschäftsführer des Branchenverbandes Die Güterbahnen. Wie zur Bestätigung sei am Wochenende eine Baustelle auf der Rheintalbahn südlich von Freiburg kollabiert. Nach der fünften baubedingten Wochenendsperrung ohne Ausweichstrecke hintereinander sei die Hauptschlagader des europäischen Güterverkehrs zwei weitere Tage lang halbseitig abgeklemmt worden. „Der Netzinfarkt rückt näher!“, so Westenberger. Im Klartext: Der Schienengüterverkehr in und durch Deutschland versinkt im Sommerchaos.

Irrfahrt der Regierung

Ein Dreivierteljahr nach Antritt der Ampel-Regierung fühlen sich die Betreiber der Güterbahnen von den neuen Amtsinhabern allein gelassen und hinters Licht geführt. Bei den Rahmenbedingungen müsse „die Irrfahrt der Regierung enden“, so Thomas Knechtel, Vorstandsmitglied des Verbandes Die Güterbahnen. „Statt den Dieselverbrauch durch Tankrabatt und die neue Idee einer Aussetzung der CO2-Bepreisung anzuheizen und der unfassbaren Bahnstrompreissteigerung – in der Spitze bis zu 1000 Prozent – tatenlos zuzusehen, müsste die Regierung wie in anderen Ländern eine Energiepreisschere zwischen Lkw und Schiene verhindern.“ Es dürfe nicht sein, dass die Klimafreundlichkeit der elektrisch betriebenen Schienenverkehre sogar im eigenen Sektor unterlaufen werde, weil auf einigen Strecken die Fahrt einer Diesellok einen Preisunterschied von 30 Prozent ausmache.

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Klimaschädliche Subvention des Lkw-Verkehrs

Die Forderungen der expandierenden Güterbahnunternehmen an die Ampel-Koalition sind deshalb klar. “Sie muss vor allem die Investitionen in den Neu- und Ausbau der Schiene gegenüber dem Entwurf der Bundesregierung deutlich erhöhen”, so Verbandsvorstand Knechtel, “und kontraproduktive Subventionen wie die Lkw-Maut-Befreiung auf 94 % des Straßennetzes beenden.“

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