Schiphol verbannt Privatjets und Nachtflüge

Der Amsterdamer Großflughafen Schiphol vertreibt Privatjets, verbietet laute Flieger und streicht Nachtflüge. Wird der Airport Vorbild für Deutschland?

Startendes Flugzeug am Amsterdamer Flughafen Schiphol - Management verbietet Privatjets und Nachtflüge
Startender Jet am Flughafen Schiphol Management verbietet Privatflieger und Nachtflüge Bild Roger Cremers/Airport Schiphol

Als erster Großflughafen weltweit zieht Schiphol die Konsequenz aus dem 1,5-Grad-Celsius-Ziel, auf das sich die Weltgemeinschaft zur Begrenzung der Erderwärmung geeinigt hat. Von 2025 an soll zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens der Flugbetrieb ruhen. Die Amsterdamer verbannen Privatjets und kleine Geschäftsflugzeuge. Laute Jets wie die Boeing 747 erhalten keine Start- und Landeerlaubnis mehr.

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Verbot von Privatjets und Nachtflüge-Bann

Flughafenchef Ruud Sondag ruft damit nicht weniger als eine kleine Revolution für den Luftverkehr aus. “Der einzige Weg vorwärts ist schneller leiser und sauberer zu werden”, sagt er. Und fügt hinzu: “Wir haben zu lange zu viel über Wachstum und zu wenig über die Auswirkungen nachgedacht.”

Der Nachtflugbann betrifft rund 10 000 Flüge im Jahr. Die Kleinflugzeuge wiederum verursachten überproportional viel Krach, kritisiert Sondag. Und sie stießen im Vergleich zu großen Jets 20 Prozent mehr Kohlendioxid (CO2) je Passagier aus.

Greenpeace fordert Umsetzung auch in Deutschland

Umweltverbände verdammen schon länger, dass die Reichen dieser Welt mit ihren Privatfliegern massiv das Klima ruinieren. Greenpeace und “Fridays For Future” etwa begrüßen daher den Plan ebenso wie die geplagten Anwohner des Drehkreuzes. In Deutschland appellieren Grüne und Linke dafür, den Plan unserer Nachbarn zum Vorbild für hiesige Flughäfen zu nehmen.

“Es ist nicht zu vermitteln, dass jetzt viele Menschen der Erderhitzung entgegen treten, indem sie Heizungen austauschen, während eine Minderheit Kerosin heraushaut, als gäbe es kein Morgen”

Susanne Menge, Luftverkehrsexpertin Grüne

Susanne Menge, Luftverkehrsexpertin der Grünen-Bundestagsfraktion findet drastische Wort für den Vorstoß. “Es ist nicht mehr zu vermitteln, dass jetzt sehr viele Menschen der Erderhitzung entgegen treten, indem sie Häuser dämmen und Heizungen austauschen, während eine kleine Minderheit Kerosin raushaut, als gäbe es kein Morgen.”

Progressive Ticketsteuer für Vielflieger

Einen weiteren Vorschlag stellt die Umweltorganisation Robin Wood jetzt zur Diskussion. Unter dem Motto “Vielfliegen besteuern” fordert sie, eine progressive Ticketsteuer einzuführen. Heißt konkret: Wer öfter fliegt, zahlt mit jeder Buchung mehr. Die erhofften Einnahmen in Milliardenhöhe könnten in den Ausbau des Schienenverkehrs fließen, so die Idee der Umweltschützer.

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