Nicht nur, dass Saudi-Arabien eine der größten Quellen klimaschädlichen Brennstoffs ist. Nun tut sich der Ölstaat zusammen mit dem Weltfußballverband Fifa auch als Gewerkschaftsgegner hervor, der unabhängige Kontrollen der Arbeitsbedingungen im Vorfeld der Fußball-WM 2034 in der Wüstendiktatur ablehnt.

Mit 13 Prozent Anteil zweitgrößter Ölförderer der Welt hinter den USA, den regimekritischen Journalisten Jamal Ahmad Khashoggi – nach Einschätzung amerikanischer Geheimdienste – mit Genehmigung von Kronprinz Mohammed bin Salman ermordet und zersägt, massenhafte Hinrichtungen und Steinigungen von bis zu 81 Personen auf einmal: Die Liste der Negativschlagzeilen über Saudi-Arabien, obwohl auch als Solargigant unterwegs, ist lang. Nun kommt – mit dem Zutun des Weltfußballverbandes Fifa – ein weiterer dunkler Fleck auf den schneeweißen Hemden der königlichen Herrscher hinzu. Denn die milliardensüchtigen Kickerfunktionäre weisen Forderungen des afrikanischen Ablegers des Internationalen Gewerkschaftsbundes zurück, die Arbeitsbedingungen unabhängig kontrollieren zu lassen, unter denen die Sportstätten für die Fußball-WM 2034 in der Wüstendiktatur entstehen.
Furcht vor moderner Sklaverei beim Bau von Fußballstadien
Schätzungen zufolge leben in Saudi-Arabien rund zehn Millionen Auswärtige, die unter anderem elf neue Stadien sowie zehntausende Hotelzimmer für das Fußball-Großereignis in knapp zehn Jahren erstellen sollen. Menschenrechtsorganisationen beklagen immer wieder die schädlichen Arbeitsbedingungen vieler Arbeitsmigranten in der 37-Millionen-Einwohner-Monarchie. Laut Amnesty International nimmt die saudische Herrscherfamilie eine „massive Ausbeutung von Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten mit potenziell tödlichem Ausgang in Kauf“. 80 Prozent der Bauarbeiten und Dienstleistungen in Saudi-Arabien würden von Arbeitsmigranten durchgeführt, „die ungenügend vor Ausbeutung geschützt werden, keinen Mindestlohn haben und sich nicht in Gewerkschaften organisieren dürfen“. Zudem herrscht in dem Land das sogenannte Kafala-System, bei dem jeder ausländische Arbeitnehmer einen Saudi zugewiesen bekommt, in der Regel den Arbeitgeber, der die Pässe einzieht und die Betroffenen teilweise nicht ausreisen lässt. Deshalb fordern die Gewerkschaften die Abschaffung dieser laut UNO modernen Form der Sklaverei sowie die Entsendung unabhängiger Kontrolleure im Vorfeld der WM .
Fifa hält zu Saudis – trotz schlimmer Erfahrungen bei WM in Katar
Die Fifa lehnt die Forderung der Gewerkschaften jedoch ab und hält die derzeitigen Maßnahmen zur Überwachung der Arbeitsbedingungen in Saudi-Arabien für ausreichend. Die Gastgeber der WM 2034 seien dafür zuständig, „ihre jeweiligen Pflichten und Verantwortlichkeiten im Rahmen der internationalen Menschenrechtsnormen bei allen Aktivitäten im Kontext des Turniers einzuhalten“. Schon bei der Fußball-WM 2022 in Katar passierten schwere Menschenrechtsverletzungen. Laut Medienberichten kamen bei den Bauarbeiten im Vorfeld des Milliardenspektakels Tausende Arbeitsmigranten ums Leben. Das WM-Organisationskomitee hingegen, das aus Fifa-Mitarbeitenden und katarischen Funktionären bestand, meldete offiziell drei Tote auf den WM-Baustellen.
Quelle: The Guardian
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