Experten erwarten für 2024 in Deutschland eine Leistung von knapp 100 000 Megawatt. Das Ausbauziel der Bundesregierung für die Solarenergie wurde bereits übertroffen. Nicht alle freuen sich darüber.
Solarenergie boomt. Allein für dieses Jahr erwarten Marktbeobachter einen Zuwachs von über 15 000 Megawatt Leistung. Damit ist die magische Grenze von 100 000 Megawatt installierter Leistung bis Jahresende in Reichweite. Der Zuwachs im laufenden Jahr dürfte 15 Prozent oder mehr betragen. Bereits im Vorjahr hatte die Kapazität um über 20 Prozent zugelegt.
Das Ausbauziel für 2024 der Bundesregierung für die Solarenergie von 88 000 Megawatt Leistung ist damit schon übertroffen. Allein im ersten Halbjahr stieg die Kapazität der Solarkraft in Deutschland entsprechend der Leistung von sieben Atomreaktoren.
Investitionen verzehnfacht
Stammten im Vorjahr 12,4 Prozent der deutschen Stromerzeugung von insgesamt 448,5 Terawattstunden aus solaren Quellen, so waren es im ersten Halbjahr dieses Jahres 14,7 Prozent. Vor fünf Jahren noch waren es nur rund sechs Prozent. Die Investitionen in Solarstromanlagen haben sich im Vergleich zu 2017 auf 17,2 Milliarden Euro etwa verzehnfacht. Im vergangen Jahr machten sie fast die Hälfte aller Investitionen in Erneuerbare aus.
Solarrstrom Zuwachsraten mehr als verdoppelt (Quelle: BMWK [DIW/DLR/GWS 2023], Fraunhofer ISE)
Ausgereizt ist der Markt noch lange nicht. Denn die Preise für Paneele bleiben aufgrund des chinesischen Überangebots niedrig. Auch die Flächen gehen nicht aus. Mit 22,2 Quadratkilometern ist nur ein ein minimaler Teil der nutzbaren Flächen mit Paneelen überbaut. Laut Fraunhofer-Instituts ISE werden bislang nur zehn Prozent des Potentials auf Dächern und nur ein Prozent der Fassaden als Solarflächen genutzt. Würden diese ausgeschöpft, stünde ein Potential von 1 000 Gigawatt Solarkapazität zur Verfügung. Auch die Flächen in der Landwirtschaft sowie an Verkehrswegen, an Lärmschutzwänden, Mauern oder Zäunen bieten ein gigantisches Ausbaupotential.
Zunehmend mit Batteriespeicher
Zugenommen haben auch die Installationen von stationären Batteriespeichern, die den Betreibern von Solaranlagen über die dunklen Stunden hinweg helfen. So hat die Speicherkapazität mit 5,9 Gigawattstunden im vergangenen Jahr um 152 Prozent in Deutschland zugelegt. Während der vergangenen fünf Jahren ist sie um das Zehnfache auf 12 Gigawattstunden angewachsen.
Netzbetreibern macht der Zuwachs beim Solarstrom allerdings Sorgen. Ihre Befürchtung: Während sonnenreicher Stunden könnten die Netze unter der Last der Überversorgung zusammenbrechen. Denn in Deutschland ist weder der Zustrom noch die Nachfrage hinreichend steuerbar. Im dummen, deutschen Netz helfen auch die vielen Batteriespeicher wenig. Denn diese sind an sonnenreichen Tagen schon nach den frühen Morgenstunden voll. Zur Mittagszeit fallen sie dann als Puffer aus. Und anders als in Skandinavien oder Frankreich, wo fast hundert Prozent der Haushalte über intelligente Zähler verfügen, kann in Deutschland die Nachfrage kaum gesteuert werden. Nur ein Prozent der Haushalte verfügen über intelligente Zähler.
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