Solarenergie: Die unbemerkten Aufsteiger

Alle Welt spricht von China, wenn es um den Boom der Solarenergie geht – zu Recht. Doch im Schatten des Giganten gibt es bemerkenswerte Aufsteiger, die sich zunehmend der klimafreundlichen und vor allem wirtschaftlichen Kraft der Sonne bedienen.

Solaranlage in Afrika: Boom der Sonnenkraft in Afrika nicht mehr aufzuhalten (Foto: EWIA)

Der englische Thinktank Ember überschlägt sich geradezu vor Euphorie:  „China zeigt, dass Dekarbonisierung Hand in Hand gehen kann mit industriellem Aufstieg, der Schaffung von Arbeitsplätzen und besserer Lebensqualitität.“ Diese Lehre aus dem vergangenem Jahrzehnt „hat nicht nur für China Bedeutung“. Der Blick auf die Weltkarte zeigt, wie Recht die gemeinnützige Organisation in der Nähe von London hat.  Ob ärmste Länder wie das afrikanischen Malawi, das Schwellenland Pakistan, der ostasiatische Aufsteiger Vietnam oder Südafrika, sie alle scheinen im Großen wie im Kleinen China nachzueifern und zunehmend auf Solarenergie zu setzen.

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Licht und Strom in der entlegensten Hütte – dank Solar

In dem kleinen afrikanische Binnenland Malawi etwa ist es der Hilfsorganisation Solaraid gelungen, in der extrem armen 20 000-Einwohner-Gemeinde Kasakula jedem Haushalt zu Licht und Strom zu verhelfen – mit Hilfe von Solarenergie. Mit Kohle-, Erdgas- oder Atomkraftwerken wäre dies, allein aus Kapitalmangel, wie in den zurückliegenden 50 Jahren auch in absehbarer Zukunft nicht gelungen. In Pakistan wurden im vergangenen Jahr 30 Prozent der Stromerzeugungskapazität durch Photovoltaik gedeckt. Die Leistung der installierten Solartechnik beträgt inzwischen 17 Gigawatt, das ist eine Verdopplung gegenüber 2023 und entspricht 17 großen Kohlemeilern. Der krasse Anstieg funktionierte ohne staatliche Förderung, sondern ist aus der Not geboren. In Pakistan bricht fast täglich und häufig stundenlang die Stromversorgung zusammen. Kohle, Erdgas, Erdöl und Atomkraft schaffen es nicht, genügend Strom für die wachsende Zahl der Klimaanlagen zu liefern, die es aufgrund der extremen Hitzewellen durch den Klimawandel gibt.

400-fache Solarkapazität binnen kurzer Zeit

Der Knaller ist Vietnam. Das ostasiatische Land sprang bei der Solarkapazität von Platz 196 weltweit auf Platz 9 im Jahr 2021. Der Durchbruch gelang 2017, als die Regierung eine attraktive Einspeisevergütung für Solarstrom beschloss, ähnlich wie dies das Erneuerbare-Energien-Gesetz in Deutschland ursprünglich tat. Dadurch explodierte die Solarkapazität in Vietnam bis 2019 auf fast 4,5 Gigawatt – eine Vervielfachung um fast den Faktor 400. Indirekt beraten wurde die Regierung dabei von der bundeseigenen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Umso verstörender wirkt angesichts solcher Erfolgsmeldungen die Überlegung der ehemaligen Energiekonzernmanagerin und neuen Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), dem Ausbau der Solarenergie in Deutschland die staatliche Förderung zu entziehen.

Mehr: Hans-Josef Fell

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