Während die Ex-Energiekonzernmanagerin und neue Wirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) gegen die Solarförderung Front macht, zeigen neue Zahlen, dass die Elektrizität aus Sonnenlicht und Wind die Verbraucher immer weniger kostet und zugleich die Preise an der Strombörse drückt.

Gut ein Vierteljahrhundert alt ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz: EEG. Eingeführt von der damaligen rot-grünen-Koalition und Kanzler Gerhard Schröder (SPD), sorgt es seit 2000 dafür, dass Strom von Solar- und Windkraftanlagen mit Vorrang ins Netz eingespeist und mit einem festen Betrag pro Kilowattstunde vom Verbraucher in Form einer sogenannten EEG-Umlage bezahlt werden müssen. Der Obolus für die Anlagenbetreiber war eine Zeit lang sehr hoch, weswegen der Staat teilweise dafür aufkam, um den Strompreis nicht weiter steigen zu lassen. Doch dieses Zeiten gehen endgültig zu Ende. Mehr noch: Auf Basis von Schätzungen der Netzbetreiber ergibt sich, dass der erforderliche Betrag für die erneuerbaren Energien 2024 noch 19,4 Milliarden Euro betrug und im laufenden Jahr auf 17,3 Milliarden Euro und 2026 auf 17,4 Milliarden Euro sinken. Zwar werde er 2027 wieder leicht auf 17,9 Milliarden Euro 2028 auf 18,5 Milliarden Euro steigen, danach aber auf 18,1 Milliarden (2029) und auf 16,6 Milliarden Euro im Jahr 2035 fallen (siehe Grafik). Und das, obwohl weiterhin massiv mit der Inbetriebnahme vor allem neuer Solar- aber auch Windkraftanlagen zu rechnen ist.
Solarstrom drückt die tagesaktuellen Preise an der Strombörse
Ein Grund für diese Entwicklung ist der Preisverfall bei den Solarzellen und die dadurch mögliche immer geringere Einspeisungsvergütung für den Grünstrom. Beim Solarstrom vom Dach eines privaten Wohnhauses zum Beispiel sind das aktuell acht Cent pro Kilowattstunde. Zugleich trägt der Grünstrom dazu bei, dass der Tagespreis für Strom an der Leipziger Strombörse gedämpft wird. Nach einer Untersuchung des Berliner Beratungsunternehmens Enervis im Auftrag des Bundesverbands Solarwirtschaft wäre der Börsenstrompreis in Deutschland ohne Solarstrom im vergangenen Jahr um durchschnittlich 15 Prozent höher gewesen wäre. Dadurch hätten Verbraucher, Gewerbe und Industrie in Deutschland rund 6,1 Milliarden Euro gespart.
Reiches Argumente gegen Solarförderung führen in die Irre
Sowohl die Prognose der Netzbetreiber als auch die Zahlen von Enervis fallen in eine Zeit, in der die ehemalige Energiekonzernmanagerin und neue Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) schwadroniert, die Förderung neuer Solaranlagen abschaffen zu wollen. Doch Reiches Begründung, private Solaranlagen würden sich für die Betreiber auch ohne Förderung rechnen, stimme trotz deren Einsparungen beim privaten Stromverbrauch durch die Paneelen auf dem Dach pauschal so nicht. Das sagt Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Ohne die Einspeisevergütung sinke die Wirtschaftlichkeit privater Solaranlagen erheblich, wodurch sich nicht mehr alle Anlagen für die Betreiber rechnen würden. Vor allem große private Solaranlagen würden ganz unwirtschaftlich. Dies schrecke potentielle Betreiber ab, zerstöre die nötige Akzeptanz für den Ausbau erneuerbarer Energien, würge die Energiewende ab und torpediere den Klimaschutz. Viele Unternehmen, die sich auf private Solaranlagen spezialisiert haben, müssten massiv Leute entlassen oder würden insolvent gehen.
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