Solarmodule über deutschen Äckern könnten ein Drittel des Strombedarfs erzeugen

Nur drei Prozent der Anbauflächen in Deutschland, also etwa 300 000 Hektar, würden – versehen mit Solarmodulen – ausreichen, um 169 bis 189 Terawattstunden Strom bereitzustellen.

Agri-Photovoltaik Oben Solarmodule, unten Getreide (Foto: Arndt Feuerbacher/Universität Hohenheim)
Agri-Photovoltaik Oben Solarmodule, unten Getreide (Foto: Arndt Feuerbacher/Universität Hohenheim)

Solarmodule befinden sich in der Regel auf Dachflächen. Oder sie stehen auf Solarfeldern dicht über dem Boden. Die Flächen darunter sind für die Landwirtschaft verloren. Ein neuer Trend will sich mit dieser Flächenverschwendung nicht abfinden: Agri-Photovoltaik schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Statt die Paneele in nur ein oder anderthalb Meter über dem Boden anzubringen, ständern die Solarbauern die Module mehrere Meter hoch. Darunter bauen sie Feldfrüchte an. In der Nähe des sachsen-anhaltinischen Dorfes Apenburg wird zurzeit an Deutschlands größte Solarfarm gebaut. Sie soll sowohl Sonnenstrom wie Feldfrüchte liefern.

Ein Forscherteam der Universität Hohenheim in Stuttgart und des Thünen-Instituts in Braunschweig hat in nun errechnet, welchen Beitrag zur Lösung der Energie- und Umweltkrise Agri-Photovoltaik leisten kann. Die Ergebnisse überraschten selbst die Fachleute. Würde nur jeder zehnte Agrarbetrieb auf einem Prozent der Ackerfläche Deutschlands Agri-Photovoltaik betreiben, wären schon neun Prozent de bundesweiten Strombedarfs gedeckt. “Dadurch könnten rein rechnerisch drei Atomkraftwerke ersetzt werden”, erklärt Studienautor Arndt Feuerbacher von der Universität Hohenheim. Die dadurch produzierte jährliche Strommenge von 51 Terawattstunden entspreche in etwa der dreifachen jährlichen Stromproduktion des Atomkraftwerks Isar 2 in Bayern.

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Schutz vor Hagel

Würde man diese 51  Terawattstunden auf den üblichen Freiflächenanlagen produzieren, müsste die Landwirtschaft auf 65 000 Hektar Ackerland verzichten. Allerdings ist die Fruchtbarkeit wegen der Verschattung und des Platzbedarfs für die Aufbauten um 40 Prozent geringer. Dies gilt allerdings nur in nördlicheren Ländern und selbst da nicht für alle Anbauprodukte. In Afrika machten Solarbauern die Erfahrung, dass sie dank der Verschattung unter den Solarpaneelen üppigere Ernten erwirtschafteten. Und Obstbauern in den Niederlanden schätzten den Schutz ihrer Obststräucher vor Hagel, Sonne und Starkregen durch die aufgeständerten Module und die damit verbundenen geringeren Versicherungskosten.

Nach Meinung der Forscher hätten die Ernteeinbußen von 40 Prozent ohnehin nur einen geringen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Höfe. Vor allem größere Betriebe würden einen stärkeren Rückgang der Agrareinnahmen mit geringeren Investitions- und Instandhaltungskosten der Photovoltaikanlagen kompensieren.

Mehr: Universität Hohenheim

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