Staudämme zerstören Ökosysteme und Existenzen

Strom, produziert aus Wasserkraft, belastet das Klima nicht mit Treibhausgasen. Das ist gut. Doch werden dafür Staudämme gebaut, entstehen andere Schäden: Fische und Delfine verlieren ihre Lebensräume, Menschen werden vertrieben.

Arapaima, einer der größten Süßwasserfische der Welt
Arapaima, einer der größten Süßwasserfische der Welt Vom Aussterben bedroht Foto: David Ausserhofer/idw

Auf diese Ambivalenz weist ein internationales Forscherteam unter Leitung des Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in einer aktuellen Studie hin. Nach dessen Erhebungen befinden sich weltweit mehr als 3400 große Wasserkraftanlagen im Bau oder sind geplant. Sie zerstückeln 600 bisher noch frei fließende Flüsse und bilden Barrieren darin. Fast ein Fünftel aller Gewässer mit mehr als 500 Kilometer Länge sind betroffen.

Behinderte Fortpflanzung und genetische Isolation

IGB-Forscher Fengzhi He weist auf die ökologischen Kollateralschäden hin. Vor allem große Süßwasserfische mit einem Gewicht von 30 Kilogramm und mehr wie der Arapaima, der im Amazonas-Gebiet schwimmt, seien als Folge der drastischen Beschneidung ihrer Lebensräume „vom Aussterben bedroht“. Das gelte ebenso für den Mekong-Riesenwels, den Platin-Spatelwels und viele Störarten, die zum Laichen die Flüsse hochwandern.

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Sind die Routen blockiert, behindert das die Fortpflanzung und führt zur genetischen Isolation. „Große Süßwassertiere haben oft komplexe Anforderungen an ihren Lebensraum, sind angepasst an das natürliche Fließverhalten“, umreißt He das Problem. Das betrifft unter anderem auch Flussdelfine.

Zwangsumsiedlung indigener Völker

Aktuell bedrohen Staudamm-Projekte die Unversehrheit 75 großer Flüsse wie des Amazonas, Kongo, Salween und Irrawaddy. Die Bauwerke stehen in aller Regel nicht isoliert in der Landschaft. Drum herum entstehen Straßen, Gebäude, Kanalisationen und Stromleitungen. Die Infrastruktur trennt viele Flüsse von ihrem Hinterland. Dieser Lebensraumverlust erhöhe die Sterblichkeit bei Krokodilen, Riesensalamandern und Schildkröten“, befürchtet der Biologe.

Doch die vielen, oft gigantischen Wasserkraftwerke gehen nicht allein auf Kosten der Biodiversität. Viele Millionen Menschen verlieren in den betroffenen Gegenden durch Zwangsumsiedlung ihre Lebensgrundlage. Darauf weisen Menschenrechtsorganisationen wie „Survival“ hin. Vor allem indigene Völker sind häufig Opfer der Vertreibung.

Mehr: idw

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