20 Kilometer tief soll das geplante Bohrloch des Bostoner Startups Quaise werden. Die Bohrung liefert dann, so die Planung, bis zu hundert Jahre lang 500 Grad heißen Dampf für Kraftwerke und Fernheizungen.
Den Rekord hielten bislang sowjetische Forscher. Im Jahr 1989 erreichte ihr Bohrer die Teufe von 12 262 Meter. Diesen Rekord wollen die Gründer von Quaise mit einer neuen Technik schlagen. Vakuumröhren. die Lichtstrahlen im Millimeterspektrum emittieren, sogenannte Gyrotrons, sollen den Fels aufschmelzen und zerkleinern. Dank der Schmelztechnik sind die Wände des Bohrlochs stabil und brauchen so gut keine weitere Befestigung. Die Quaise-Macher, zum großen Teil Absolventen des Elite-Instituts MIT, haben vor, die Bohrung in nur hundert Tagen niederzubringen. Die Sowjets brauchten fast 20 Jahre für ihr Superloch auf der ost-skandinavischen Halbinsel Kola.
Im Februar brachte eine Finanzierungsrunde Quaise 40 Millionen Dollar ein. „Diese Finanzierung bringt uns weiter, um saubere, nachhaltige und wetterunabhängige Energie liefern“, sagt Quaise-CEO und -Mitgründer Carlos Araque.
Nicht nur für Fernheizungen
Die neue Bohrtechnik ermögliche weltweit einen Zugriff auf Energie und das in einem weit größeren Maße als Sonnen- oder Windenergie. Neben der Unerschöpflichkeit der Energie aus der tiefen Erde, biete die Geothermie den Vorteil, dass sowohl Fachkräfte für Tiefbohrungen bereit stünden wie auch die Infrastruktur in Form von Bohranlagen und Kraftwerken.
Tiefe Geothermie benötigt nach Einschätzung der Quaise-Gründer nur ein Prozent der Landfläche und der Materialressourcen im Vergleich zu andern erneuerbaren Energien.
Weil die Temperatur des geförderten Dampfes oder Heißwassers mehrere hundert Grad beträgt, können damit bestehende Kraftwerke direkt betrieben werden. Die meisten Geothermie-Anlagen eignen sich wegen zu geringerer Bohrtiefen und Temperaturen bislang nur für den Betrieb von Fernheizungen. Mit ihren Tiefbohrungen wollen jedoch die Quaise-Ingenieure Erdschichten erreichen, die Temperaturen von 500 Grad und mehr aufweisen.
Bis zum Jahr 2024 will Carlos Araque die Bohrtechnik so weit entwickeln, dass die ersten Bohrungen starten. Bereits 2026 soll ein 100-Megawatt-System Energie für eine mittlere Großstadt liefern. Und zwei Jahre danach sollen die ersten Fossil-Kraftwerke für den Betrieb mit geothermischen Dampf umgerüstet sein.
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