Tröpfchenweise klimaneutrales Kerosin

Technisch möglich wäre es: dem Kerosin Schritt für Schritt so lange immer mehr grünen Treibstoff beizumischen, bis Fliegen klimaneutral ist. Die Politiker weltweit müssten das nur wollen.

Lufthansa-Jets: Die ersten klimaneutralen Liter Kerosin made in Germany sind bestellt (Foto: b1-foto / pixabay)

Mindestens 25 000 Liter klimaneutrales Kerosin will die Deutsche Lufthansa von 2022 an jedes Jahr in die Tanks ihrer Jets füllen – eigentlich ein Witz. Denn allein für einen einzigen Flug von Frankfurt am Main nach New York gehen 115 000 Liter drauf, mehr als viermal so viel. Trotzdem könnte die Bestellung der Fluggesellschaft ein erster winziger Schritt zum klimafreundlicheren bis -neutralen Fliegen sein. Das zeigen die möglichen weiteren Etappen auf dem Weg dorthin.

In jedem Verhältnis beimischbar

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Hergestellt wird klimaneutrales Kerosin nach dem sogenannten Power-to-liquid-Verfahren, zu deutsch: vom Strom zumTreibstoff, kurz: PtL. Dabei wird etwa mit Solar- oder Windstrom Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten, der danach mit Hilfe von CO2 aus der Luft zu Treibstoff, hier: Kerosin, synthetisiert wird. Eine solche Anlage ging gerade im Emsland in Betrieb. Der PtL-Kraftstoff könne theoretisch in jedem Verhältnis mit nicht-klimaneutralem Kraftstoff gemischt werden, so Manfred Aigner, Direktor am Institut für Verbrennungstechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln: „Das hat keine Auswirkungen auf moderne Flugzeuge“, so Aigner. Weil aktuell nicht auszuschließen sei, dass irgendwo noch Flugzeuge mit alten Dichtungssystem existieren, dürften derzeit maximal 50 Prozent des synthetischen Kraftstoffs den fossilen Brennstoffen beigemischt werden. Doch das ist seiner Ansicht nach erst der Anfang. „Diese Vorschriften werden aber mit Sicherheit bald geändert, sodass man bald zu 100 Prozent mit CO2-neutralem Kerosin fliegen darf.”

Zwei weitere Hürden

Aus diesem Grund dürfte das Kerosin in naher Zukunft tröpfchenweise klimafreundlicher werden. Denn neben fehlender Produktionskapazitäten gilt es, zwei weitere Hürden zu überwinden. Die erste bilden die hohen Produktionskosten, die zweiten die Politiker. Denn erst wenn diese sich weltweit auf neue Vorschriften einigen, wird der Traum vom klimafreundlichen Fliegen greifbar – und der Grund für Flugscham wäre endgültig verflogen.

Mehr: RND

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