Die Neubaustrecke der Deutschen Bahn zwischen Wendlingen und Ulm in Baden-Württemberg erweist sich als wirtschaftlicher Totalschaden, weil die Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene auf diesem Abschnitt so gut wie unmöglich ist – Verkehrswende gaga.

Es reicht nicht, die Verkehrswende ausfallen zu lassen, wie der frühere Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) dies während der Ampel-Koalition tat. Man muss auch unfähig sein, sie zu bewerkstelligen, könnte man frei nach dem Meister des geflügelten Wortes, Christoph Lichtenberg, sagen. Besser lässt sich der wirtschaftliche Totalschaden auf der Neubaustrecke der Deutschen Bahn zwischen Wendlingen und Ulm in Baden-Württemberg nicht umschreiben. Ursprünglich war gedacht, jeden Tag 16 Güterzüge auf die rund 60 Kilometer lange Strecke durch und über die Schwäbische Alb zu schicken. Tatsächlich verkehrte seit der Eröffnung vor zweieinhalb Jahren ein einziger Güterzug über die Trasse. Damit fällt nicht nur die Verlagerung des Güterverkehrs zwischen Stuttgart und München auf die Schiene aus, sondern auch der Geldregen, den sich die Bahn für die Nutzung des Abschnitts durch die Güterbahngesellschaften versprach. Ein Rückfluss der vier Milliarden Euro für die Strecke rückt dadurch ins Reich der Träume. Als einziger Vorteil der Investitionsruine bleibt eine Zeitersparnis im Personenfernverkehr zwischen Stuttgart und München von 20 Minuten.
Güterbahnen haben keine Fahrten gebucht
Der Grund für das wirtschaftliche Fiasko liegt in dem Umstand, dass die Neubaustrecke offenbar zu steil für Güterzüge ist und deshalb niemand die Nutzung bucht. „Weitere Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) haben bisher keine Leistungen bestellt“, so ein Bahn-Sprecher. Nur besonders leichte Züge mit Transportmengen von maximal 1 000 Tonnen könnten die Steigung schaffen, doch an denen fehlt es offenbar fundamental. „Diese leichten Güterzüge gibt es nicht und wird es wahrscheinlich auch nicht geben“, so Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Bereits bei der Planung sei klar gewesen, dass die Strecke vor allem im Bundestag „schön gerechnet“ worden, um die Förderkriterien zu erfüllen.
Zweifel, ob jemals mehr Güterzüge über die Strecke fahren
Von einem wirtschaftlichen Scheitern will trotzdem niemand sprechen. Denn noch regiert die Hoffnung bei der Bahn und manchen Politikern, dass mit der Inbetriebnahme des neuen unterirdischen Hauptbahnhofs von Stuttgart 21 vielleicht Ende des kommenden Jahres doch noch mehr Güterverkehr auf die Neubaustrecken verlagert werden kann. Ob das passiert, ist jedoch mehr als zweifelhalft, da die alte Strecke laut Experten ausreichend Kapazitäten bietet.
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