Versicherungskonzern Allianz steigt schneller aus fossilen Geschäften aus – aber leider nur fast

Der Münchner Versicherungskonzern Allianz will nicht erst 2050, sondern schon 2030 aus Geschäften mit fossilen Energien großflächig aussteigen. Doch das löbliche Versprechen hat eine bedauerliche Lücke.

Tanker für verflüssigtes Erdgas, kurz: LNG: Kein Deut klimafreundlicher (Foto: djedj / pixabay)

Das ist wenigstens mal eine zwar sperrige, doch ziemlich klare Ansage: “Das Unternehmen wird die Treibhausgasemissionen (THG) seiner Standorte und Geschäftsaktivitäten in über 70 Märkten bis 2030 auf null reduzieren, anstatt wie ursprünglich geplant bis 2050”, so der Münchner Versicherungskonzern Allianz. “In der Kapitalanlage von Versichertengeldern und der Schaden- und Unfallversicherung wird die Allianz ab dem 1. Januar 2023 keine Einzelprojekte für neue Öl- und Gasfelder,  Öl- und Gasaktivitäten in der Arktis und Antarktis sowie Schwerstöl- und Ultra-Tiefseerisiken finanzieren oder diese versichern.” Damit nicht genug, auch von seinen Kunden verlangt der Assekuranz mehr Dampf beim Klimaschutz. “Ab Anfang 2025 erwartet die Allianz von den größten Öl- und Gasproduzenten”, so wörtlich, “eine solide ‘Netto-Null-Verpflichtung bis 2050’ als Bedingung für Versicherungsschutz und Investitionen auf Unternehmensebene.” Im Klartext: Anderfalls vesichert die Allianz das Unternehmen nicht mehr und legt auch keine Versichertengelder mehr bei ihm an.

Lücke beim Flüssiggas

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Doch die Ankündigung, mehr fürs Klima zu tun, stößt auch auf Kritik. „Die Allianz hat eine lobenswerte neue Öl- und Gasrichtlinie verabschiedet. Lobenswert, weil sie die Versicherung neuer, auch konventioneller Öl- und Gasfelder ausschließt”, erklärt Regine Richter, Versicherungsexpertin bei der Umweltschutzorganisation Urgewald. “Aber sie greift zu kurz, wenn es um Gas geht: Die Richtlinie schließt Midstream-Gasinfrastruktur wie Flüssigerdgas-Terminals sowie Gas-Kraftwerke oder Fracking-Gas nicht aus, die alle verheerend für das Klima sind.” Gerade Fracking, bei dem das Gas mit Hilfe chemischer Flüssikeiten aus Gestein gespült wird, steht wegen Umweltschäden vor allem in den USA und in Canada in Verruf.

Wo bleibt Munic Re?

Der Schritt des euroäischen Marktführers Allianz sollte eine Mahnung sein, vor allem auch an den weltgrößten Rückversicherungskonzern Munich Re, findet Urgewald-Expertin Richter: “Nachdem die Allianz und kürzlich auch Swiss Re und Hannover RE ihre Ambitionen in Bezug auf Öl und Gas erhöht haben, muss Munich RE, der weltweit größte Rückversicherer, dringend nachziehen und sich verpflichten, keine neuen Öl- und Gasprojekte mehr zu versichern.”

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