Vogelkiller Landwirtschaft: Pestizide und Mega-Äcker machen Piepmätzen das Leben schwer

Seit 1980 hat sich die Zahl der Vögel in Europa um ein Viertel vermindert. In Gebieten der Landwirtschaft ging die Population gar um 60 Prozent zurück.

Feldlerche Moderne Landwirtschaft dezimierte die Frühlingbotin um 93 Prozent (Dimitris Vetsikas/Pixabay)
Feldlerche Moderne Landwirtschaft dezimierte die Frühlingbotin um 93 Prozent (Dimitris Vetsikas/Pixabay)

Die traurige Tatsache, dass die Anzahl der Vögel mehr und mehr zurück geht, ist bekannt. Fast jede fünfte Vogelart in Europa ist vom Aussterben bedroht. Doch über die Gründe des Rückgangs wissen Forscher und Vogelliebhaber wenig. Sind es die Windräder, die dichte Katzenpopulation, die Jagd in Süd- und Westeuropa oder ist der Klimawandel verantwortlich?

ANZEIGE

Französische Forscher vom Institut des Sciences de l’Évolution de Montpellier wollten es genauer wissen und werteten eine beispielslose Datenbasis aus. An deren Enstehen waren über 50 Forscher in 28 Ländern beteiligt. Beobachtet wurden 170 Arten, die über 37 Jahre in standartisierten Protokollen erfasst wurden. Die Froscher verglichen dabei die Daten mit den vier wichtigsten Belastungen, die vom Menschen verursacht werden: Klimawandel, Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, Verstädterung und Bewaldung. Dank neuer mathematischer Methoden konnten die Forscher nicht nur – unter Umständen zufällige – statistische Zusammenhänge herstellen. Vielmehr gelang es ihnen, wie in einem Experiment, die genauen Ursachen für den Rückgang von Vogelarten nachzuweisen.

Pestizide leeren Nester

Am stärksten ist der Rückgang in den landwirtschaftlichen Zonen. Fleischfresser wie der Grauschnäpper gingen um 63 Prozent zurück, die Feldlerche gar um 93 Prozent. Den großräumigen, pestizidverseuchten Ackerlandschaften mangelt es an Insekten und Würmern, die für die Ernährung der Nestlinge unabdingbar sind. 143 der 170 untersuchten Arten sind davon betroffen. Auch pestizidvergiftete Samen sind für Vögel schädlich, wenn auch nicht unmittelbar tödlich. Doch schon mittelfristig beeinträchtigt ihr Verzehr die Gesundheit der Vögel. Insgesamt gingen auf dem Lande die Wildvogelbestände mit 60 Prozent am stärksten zurück.

“Die Auswirkungen der Pestizide auf die Erhaltung der Artenvielfalt wurde bislang vielfach herunter gespielt”, ziitiert die französische Tageszeitung Le Monde, Richard Gregory, Spezialist für Biodiversität bei der Royal Society for the Protection of Birds und Mitautor der Studie. Die Untersuchung zeige, so Gregory, klar und katergorisch, dass wir die Art und Weise, in der wir unsere Nahrung produzieren und die Erde behandeln, grundlegen verändern müssten.

Öde Wälder sind kein idealer Lebensraum für Vögel

Doch ist der agrarisch-industrielle Komplex nicht der einzige Verursacher des Vogelsterbens. Auch der Landfraß der Städte beeinflusst den Vogelbestand negativ. Allerdings ging die Vogelpopulation in den Städten nur um 28 Prozent zurück.

Dazu kommt noch die zunehmende Ausdehnung der Wälder. Anders als erwartet sind moderne, plantagenartige Wälder kein idealer Lebensraum für Vögel. Sie brauchen abwechslungs- und artenreiche Waldlandschaften mit Lichtungen und Mooren. Jedoch war der Rückgang der gefiederten Waldbewohner mit 18 Prozent am geringsten.

Der Klimawandel mit seinen ansteigenden Temperaturen bildet der Studie zufolge einen weiteren Stressfaktor. Zwar gibt es wärmeaffine Vögel, die weniger betroffen sind. Ihre Zahl sank nur um 18 Prozent. Die Population der wärmeempfindlichen Arten hingegen ging um 40 Prozent zurück. Nicht alle Arten können sich durch regionale oder weiträumige Migration anpassen.

Mehr: Le Monde

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*