Wellenkraftanlage beliefert Tel Aviv mit Energie – und dient als Wellenbrecher

Eine neuartige Wellenkraftanlage des französischen Energieversorgers EDF liefert nachhaltigen Strom für hundert Haushalte und schützt den Hafen von Jaffa.

Wellenkraftanlage Schützt den Hafen und liefert nachhaltigen Strom (Eco Wave Power)
Wellenkraftanlage Schützt den Hafen und liefert nachhaltigen Strom (Eco Wave Power)

Sie sind blau wie das Meer und heben und senken sich im Rhythmus der Wellen. Sobald die Wellen höher als 50 Zentimeter sind, beginnen die zehn Schwimmtanks im Hafen von Tel Aviv-Jaffa zu arbeiten. Weniger Wellengang gibt es an der Außenmauer des Hafens von Jaffa jedoch ziemlich selten. Die Funktionsweise der Wellenkraftanlage ist einfach, fast primitiv. Die Auf-und-Ab-Bewegung der Schwimmtanks bewegt über ein Gestänge Kolben, die eine Flüssigkeit in einen Druckbehälter, den sogenannten Akkumulator, pumpen. Der so aufgebaute Druck treibt einen Motor, der den stromerzeugenden Generator dreht.

Wellenkraft zu Strom So einfach geht es (Eco Wave Power)

Die Anlage in Jaffa ist nicht das erste Kraftwerk, dass die Energie des bewegten Meereswassers nutzt. Gezeitenwerke, die den Tidenhub einsetzen, gibt es schon seit den Sechzigerjahren. Die kontinuierliche Kraft der Wogen hingegen wird jedoch erst seit Anfang des Jahrtausends genutzt.

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Nicht alle Versuche waren von Erfolg gekrönt. Eine erste Testanlage in Schottland erzeugte zunächst weniger als ein Zwanzigstel der erwarteten Energie. Erst Jahre später – nach einem grundlegenden Umbau – erzielte die Anlage die erwartete Leistung. Anders als bei der Anlage in Jaffa handelt es sich bei dem schottischen Kraftwerk jedoch um eine sogenannte OWC-Anlage. Bei dieser Druckwasser-Anlage erzeugt eine schwingende Wassersäule einen wechselnden Druck in einer Kammer. Der dadurch entstehende Luftstrom treibt die Turbine an.

Auch als Wellenbrecher

Das Wellenkraftwerk dient nicht nur als Energie-Erzeuger für rund 100 Haushalte im Raum Tel Aviv-Jaffa. Es funktioniert auch als Wellenbrecher. Installiert an den Betonmauern des Hafens vermindert es den Aufprall der Wellen, die an die Hafenbefestigung schlagen. Die Nutzung der Mauern als Fundament für die Anlage macht darüber hinaus aufwendige Betonbauten am Meeresboden überflüssig. Im Vergleich zu anderen Wellenkraftwerken braucht die Technik weniger Material.

»Wir verbinden unsere Anlagen ausschließlich mit bestehenden, von Menschenhand geschaffenen Strukturen«, erklärte Eco-Wave-Power-Chefin Inna Bravermann gegenüber der Wochenzeitung Jüdische Allgemeine. »Und zwar greifen wir dabei auf Betonmauern zurück, die den Hafen vor Stürmen schützen sollen, und verwandeln sie in eine Quelle sauberer Elektrizität. Also verwenden wir tatsächlich etwas, das die Umwelt geschädigt hat, um daraus etwas Umweltfreundliches zu machen.«

Technik ist ausbaufähig

Bravermann stammt aus der Ukraine und überlebte als zwei Wochen altes Baby knapp die Havarie des Atomkraftwerkes von Tschernobyl. Die 38-jährige Israelin sieht die Kernkraft-Katastrophe als Ansporn, eine sichere Technik der Energieerzeugung zu etablieren. Sie gründete 2011 zusammen mit dem kanadischen Investor David Leb das Unternehmen Eco Wave Power. Eine kleine Vorläuferanlage entstand bereits im Jahr 2013 – ebenfalls in Jaffa. Danach errichtete das Startup eine Anlage in Gibraltar. Weitere Kraftwerke sind in Portugal und Kalifornien sind im Bau. Die neue Anlage in Jaffa baute das Startup in Kooperation mit EDF Renewables Israel, einem Ableger des staatlichen französischen Energieriesen EDF.

Für Braverman ist das neue Kraftwerk in Jaffa mit den zehn Schwimmkörpern nur ein weiterer Schritt zu Größerem. Die Gründerin hält es für möglich, ganze Städte durch ihre Wellenkraftwerke mit Strom zu versorgen. Irrealistisch ist das nicht. Der Weltenergierat geht davon aus, dass die Energie der Wellen doppelt so viel Strom erzeugen könnte, wie sämtliche Kraftwerke auf der Welt liefern. Immerhin beträgt die Kapazität der Wellen an einer Steilküste im Mittel rund 25 Kilowatt. Pro Meter! Im offenen Meer beträgt die Leistung sogar 100 Kilowatt je Meter Wellenbreite.

Mehr: Jüdische Allgemeine

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