Fahrvergnügen für Besserverdiener: Allein in den vergangenen drei Jahren sind die Preise für Stromer um 16 Prozent angestiegen. 57 000 Euro müssen Deutschlands Autokäufer im Schnitt für ein neues E-Vehikel berappen.
E-Autos sind weiterhin deutlich teurer als Verbrenner. So beträgt bei Mercedes Benz der Unterschied im Einstiegssegment 16 000 Euro. Bei VW beträgt er 14 000 Euro. Selbst bei Stellantis mit seinen zum Teil preisgünstigen Marken sind E-Autos um 9 000 Euro teurer. Einzig BMW ruft im Einsteigerbereich für Verbrenner und Stromer fast gleiche Preise auf.
Ein Grund für den Preisauftrieb ist der verstärkte Anteil an SUVs. Im September gab es einer Untersuchung des Centers of Automotive Management (CAM) zufolge 134 Elektromodelle auf dem deutschen Markt. Mehr als die Hälfte davon, 73 Modelle, waren SUVs. Das Angebot an kleineren E-Autos hingegen ist zurück gegangen. Statt zwölf Kleinwagenmodelle gibt es nur noch sieben. So verschwanden die überaus popuäre Zoe von Renault und der Smart EQ Fortwo vom Markt. Inzwischen liegt der Anteil der Kompaktklasse bei ganzen 7,3 Prozent. Tröstlich: In dem Segment blieb das Angebot im Vergleich zum Vorjahr auf dem gleichen Preisniveau.
Druck aus Brüssel
Erst im kommenden Jahr werden die Hersteller eine nennenswerte Anzahl von Modellen für kleinere Geldbeutel lancieren. Zusätzlich wollen die Hersteller höhere Rabatte gewähren und das Preisniveau auf breiter Front absenken. Mit Kundenorientierung oder gar sozialer Verantwortung hat diese Korrektur der Hochpreispolitik allerdings wenig zu tun. Die Automobilkonzerne stehen unter verstärktem Druck der EU-Kommission. Sie müssen die Kohlendioxid-Ausstösse ihrer Flotten nach unten drücken, um Strafzahlungen in Milliardenhöhe zu vermeiden. Große Sprünge sind bei der Markterholung allerdings nicht zu erwarten.
Bis vor kurzem war der E-Automarkt von besserverdienenden öko- und technikinteressierten Early Adopters (Frühanwendern) geprägt. Dieses Potential ist inzwischen weitgehend ausgeschöpft. Der plötzliche Stopp der Umweltprämie Ende vergangenen Jahres durch die Bundesregierung hat den Markt zusätzlich geschwächt. Dank der – durch Konzerne und Politik – nach oben getriebenen Kaufpreise bewegt sich die Anzahl der Neuzulassungen nach Jahren explosivem Wachstums jetzt nach unten. Auch das zunehmende Stromer-Bashing in der öffentlichen Diskussion drückt den Markt.
Politik der hohen Preise würgt den Markt ab
In den Jahren zwischen 2018 und 2023 konnten die Hersteller ihren Absatz in Deutschland von rund 36 000 auf rund 524 000 E-Vehikel um mehr als das Vierzehnfache steigern. Für dieses Jahr erwartet die Branche dagegen einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr von 29 Prozent auf 372 000 Fahrzeuge. Für CAM-Gründer und -Chef Stefan Bratzel sind die hohen Anschaffungspreise „Gift für die neue Marktphase der Elektromobilität, bei der nach den technikaffinen Early Adoptern nunmehr Kundensegmente mit kleinerem Geldbeutel adressiert werden müssen.“
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