Zehn Euro für eine halbe Stunde Bügeln?

Je mehr Solar- und Windkraft, desto größer die Gefahr, dass die Versorgung zusammenbricht, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Dagegen helfen Reservekraftwerke, deren Strom aber extrem teuer werden könnte.

Schnell hochzufahren: Gaskraftwerk im brandenburgischen Ahrensfelde (Foto: Jochen Burgstaller)

Seit dem Ausstieg aus der Atomkraft 2011 schwadronieren Gegner der Energiewende vom Blackout, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Dann würden, lautet das Horrorszenario, die Lichter in Deutschland ausgehen. So unbegründet die Angstmache immer war, so unbeantwortet blieb aber auch die Frage: Was kostet es eigentlich, die Stromversorgung während einer sogenannten Dunkelflaute aufrecht zu erhalten?

Kraftwerke für gewisse Stunden

Eine erste Antwort darauf gibt jetzt die Hamburger Unternehmensberatung Aurora. Ihren Berechnung zufolge summieren sich solche Dunkelflauten auf nur wenige Stunde im Jahr. Gleichwohl brauche es bis zum Jahr 2050 zusätzliche Kraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 10 000 Megawatt, um dann die Stromversorgung aufrecht zu erhalten. Das entspricht der Power von etwa zehn mittelgroßen Atomblöcken. Für sie bräuchte es Kraftwerke, die schnell hochgefahren und wieder abgeschaltet werden können. Dazu zählen zum Beispiel Wasser- und Gaskraftwerke.

Irre hohe Strompreise

Doch was würde der Strom aus derartigen Anlagen kosten, die fast das ganze Jahr stillstehen? „Um in diesen kurzen Einsatzzeiten die Kosten zu erwirtschaften, braucht es Börsenstrompreise von 10 000 Euro und mehr pro Megawattstunde“, sagt Lukas Bunsen, Leiter der Forschungsabteilung Zentraleuropa bei Aurora. Das wären zehn Euro pro Kilowattstunde und entspräche mehr als dem 30-Fachen desssen, was ein Privathaushalt einschließlich Abgaben und Steuern für Strom bezahlt. So viel würde dann beispielsweise der Strom für eine halbe Stunde bügeln kosten. Gemessen am Durchschnittspreis an der Leipziger Strombörse in den vergangenen 50 Tagen wäre der Strom für die gewissen Stunden sogar mehr als 150-mal so teuer.

Staat muss für Abhilfe sorgen

Damit es nicht dazu kommt, sind Gegenmaßnahmen erforderlich. Zum einen müsse der Staat einen Markt schaffen, der den Reservestrom sichert und gleichzeitig Anreize für Unternehmen schafft, Kraftwerke vorzuhalten, so der Tenor der Aurora-Consulter. Zum anderen müsse die Stromnachfrage flexibilisiert, das heißt, besser über Tag verteilt werden, etwa um Wäsche zu waschen oder das Elektroauto aufzuladen. Dies sei bei 20 Prozent des Stromverbrauchs möglich. „Wenn wir die verbrauchsseitigen Flexibilisierungen voll ausreizen – von E-Autos über Wärmepumpen bis hin zum industriellen Strombedarf – , dann brauchen wir nur fünf Gigawatt zusätzliche flexible Kraftwerke“, so Kornelia Stycz, Autorin der Studie Aurora-Studie.

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