Studie: Stromer-Akkus halten länger als bislang angenommen

Sie überleben meist die Fahrzeuge, die sie versorgen. Und selbst im hohen Alter sind Stromer-Akkus noch leistungsfähig.

Antriebsbatterie einer Renault Zoe Stromer-Akkus halten ihre Leistung bis ins hohe Alter (Renault)
Antriebsbatterie einer Renault Zoe Stromer-Akkus halten ihre Leistung bis ins hohe Alter (Renault)

E-Autofahrer kennen das Argument: Lange bevor der Wagen das Zeitliche segnet, müsse die Batterie ausgewechselt werden. Und weil die Antriebsbatterie oft mehr als die Hälfte des Wertes eines E-Vehikels ausmache, bedeute das Ende des Stromer-Akkus häufig auch das Ende des Autos.

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Tatsächlich kann ein Wechsel teuer werden. Der US-Dienstleister Recurrent veranschlagt für die meisten Modelle umgerechnet zwischen 4 500 und 19 000 Euro. Allerdings: Es kommt so gut wie nie dazu. Laut Recurrent müssen nur 1,5 Prozent der Akkus vorzeitig ausgewechselt oder repariert werden. Meist handelt es sich um Garantiefälle. Aber auch die Angst, dass die Kapazität der Batterie schnell nachlässt und damit die Reichweite erheblich abnimmt, hat mit der Realität wenig zu tun. Der Flottenspezialist Geotab hat dazu die Akku-Daten von 10 000 Stromern ausgewertet. Der Leistungsabfall beträgt demnach nur 1,8 Prozent pro Jahr. Das ist das Ergebnis einer jüngst veröffentlichten Studie des kanadischen Unternehmens.

Alterung der Akkus spielt kaum eine Rolle

Bislang war die Branche von einem jährlichen Leistungsabfall von 2,3 Prozent ausgegangen. Fachleute sprechen vom Gesundheitzustand der Batterie, dem sogenannten SOH (State of Health). Eine neue Batterie verfügt über einen SOH von 100 Prozent. Eine 60-Kilowattstunden-Batterie beispielsweise mit einem SOH von 90 Prozent entspricht in ihrer Leistung nur einer 54-Kilowattstunden-Batterie.

Die neue Geotab-Schätzung liefert im Rahmen des Kulturkampfes um die E-Mobilität den E-Auto-Fans ein weiteres starkes Argument. Denn danach hätten E-Auto-Akkus selbst nach 12 Jahren noch 80 Prozent ihrer Kapazität. Anders gesagt: Neufahrzeuge mit einer Reichweite von 500 Kilometern würden – gleiche Messbedingungen vorausgesetzt – nach einem dutzend Jahre noch über eine Reichweite von 400 Kilometern verfügen. Selbst danach könnten sie noch einige Jahre weiter als Antriebsbatterie arbeiten, denn der Leistungsabfall fällt bei alten Batterien schwächer aus als bei jüngeren.

Preise für Akku-Wechsel fallen

Sollte dennoch ein Batteriewechsel nötig sein, könnte das künftig durchaus bezahlbar sein. Denn die Preise für Stromer-Akkus werden weiter sinken. Laut ICCT (International Council on Clean Transportation) lagen die prognostizierten Preise für Batterien fast immer weit oberhalb den tatsächlichen. Einer Untersuchung des Bankhauses Goldman Sachs zufolge betrugen die Kosten für eine Kilowattstunde Akku-Kapazität vor zwei Jahren etwa 155 Dollar. Der jährliche Preisverfall beträgt der Studie zufolge etwa 11 Prozent. Bis zum Jahre 2030, vermuten daher die Goldman-Sachs-Analysten, pendelt sich der Preis bei 70 Dollar je Kilowatt ein.

Preise für Batterien Sinken schneller als bislang erwartet (Goldman Sachs)

Wenn also ein Nutzer eines aktuell neuen E-Fahrzeugs irgendwann zwischen 2036 und 2040 seine Batterie auswechseln will, muss er dafür voraussichtlich bestenfalls ein Drittel der heutigen Beträge berappen. Die reinen Werkstattkosten liegen heute zwar noch bei mehreren hundert, manchmal über tausend Euro. Doch auch hier ist mit zunehmender Marktreife ein niedrigeres Preisniveau zu erwarten. Zusätzlich dürfte sich der Markt für Altbatterien weiter entwickeln. E-Fahrer könnten dann durch den Verkauf ihrer alten Akku-Schätzchen die Rechnung für den Austausch noch weiter nach unten drücken.

Zweites und drittes Leben für Stromer-Akkus

Denn nach den vielen Jahren als Antriebsbatterie wartet auf die ehemaligen E-Auto-Akkus ein zweites Leben. In der Regel verbleiben auch nach 15 Jahren Nutzung über zwei Drittel der Leistung. Einzelne schwache Zellen können zu geringen Kosten ausgewechselt werden. Als stationäre Batterien leisten die ausgerangierten Stromer-Akkus dann noch etwa weitere zwölf Jahre ihren Dienst als Puffer in E-Werken, als Notbatterien in Krankenhäusern oder Kontrollzentren. Das Berliner Startup Betteries beispielsweise bietet sie – zum praktischen Paket auf fahrbarem Gestell umgebaut – als Ersatz für die lauten, stinkenden Notstromgeneratoren an.

Selbst nach dem zweiten Leben ist noch nicht Schluss. Denn die Batterien enthalten wertvolle Rohstoffe wie Kupfer, Aluminium, Kobalt, Lithium, Nickel oder Mangan. Über 70 Prozent davon lassen sich zurück gewinnen. Werden diese Materialien für die Herstellung neuer Akku-Zellen verwendet, reduziert das den CO2-Fußabdruck um bis zu 40 Prozent.

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