Deutsche und US-Bürger wollen mehr Klimaschutz

Die Ampel in Berlin, isoliert von der Bevölkerung dank zu ehrgeiziger Klimaprojekte? Scheitert die Klimapolitik der US-Demokraten an der Ignoranz der Amerikaner? Von wegen! In beiden Ländern glaubt eine Mehrheit, dass ein ambitionierter Klimaschutz wirtschaftliche Vorteile bringt.

Windräder Klimaschutz ist populärer als erwartet - sowohl in den USA wie hierzulande (Petra Bork/Pixelio.de)
Windräder Klimaschutz ist populärer als erwartet – sowohl in den USA wie hierzulande (Petra Bork/Pixelio.de)

Zwar handelt es sich in beiden Ländern um knappe Mehrheiten. Aber immerhin: 52 Prozent der befragten Bundesbürger glauben, dass ein ehrgeizigerer Klimaschutz mehr wirtschaftliche Vorteile als Risiken bringt. In den USA sind sogar 55 Prozent davon überzeugt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des französischen Meinungsforschungsinstituts IPSOS. Das Institut hatte im Auftage der unabhängigen linksliberalen Denkfabrik Das Progressive Zentrum je 1 500 Personen in beiden Ländern befragt.

In beiden Ländern spricht sich die Hälfte für massive Investitionen in die klimafreundliche Transformation bestehender Industrien aus – insbesondere in strukturell benachteiligten Regionen. Die Umfrage zeigt aber auch, dass sowohl in den Vereinigten Staaten wie auch in Deutschland die Befragten sich vor allem um die Entwicklung der Lebenshaltungskosten Sorgen machen. Die Autoren der Studie betonen daher die Bedeutung kurzfristiger wirtschaftlicher Entlastungen für die Bürger. Gelänge eine wirksame Kombination spürbarer finanzieller Entlastung im Alltag mit langfristigen Klimaschutzmaßnahmen, so deuteten die Umfrageergebnisse auf eine deutliche Zustimmung in beiden Ländern hin.

Fast die Hälfte ist für radikaleren Klimaschutz

Eine knappe Minderheit der Befragten ist sogar der Meinung, ihre Regierung setze sich nicht genug für den Klimaschutz ein. In Deutschland waren 44 Prozent dieser Ansicht, in den USA 47 Prozent. Selbst AFD- oder Trump-Wähler teilen diese Ansicht. 27 Prozent der Trump-Wähler und 25 Prozent der AFD-Wähler finden, dass ihre Regierenden mehr gegen die Erderwärmung unternehmen sollten. Allerdings gibt es auch in beiden Länder nennenswerte Minderheiten, die Meinung sind, ihre jeweilige Regierung engagiere sich zu stark gegen den Klimawandel. In Deutschland vertraten 26 Prozent diese Positition, in den USA 23 Prozent.

Der Klimawandel ist nicht das wichtigste Thema für die Befragten. Am meisten sorgten sich die Teilnehmer über die Inflation und die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Region, gefolgt von den Themen Einwanderung und Klimawandel. Besonderheit in Deutschland: Vor allem AFD- und BSW-Wähler machten sich Sorgen um die wirtschaftliche Lage ihrer Region. Wähler der Ampelparteien waren in diesem Punkt gelassener.

Die Umfrage ist Teil des sogenannten Transatlantischen Diaologs über industrielle Kernregionen, den Das Progressive Zentrum zusammen mit dem Progressive Policy Institute, dem Chicago Council on Global Affairs und dem BMW Center for Contemporary German and European Studies an der Georgetown University durchführt.

Mehr: TAZ

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