Brutstätten für die nächste Pandemie

Die Menscheit hofft, die nun anlaufenden Impfungen mögen sie vom Corona-Fluch befreien. Doch rauben wir wild lebenden Tieren weiter ihren Lebensraum, lässt das nächste gefährliche Virus nicht lange auf sich warten, warnen Forscher. Und sagen, was jetzt zu tun ist.

Flughund
Tödliche Nähe Wo der Mensch Tieren wie dem Flughund auf die Pelle rückt, können Viren überspringen
Foto: Pixel-mixer on Pixabay

Es ist mehr als 100 Jahre her, dass Virologen erstmals einen Krankheitserreger nachweisen konnten, der vom Tier auf den Menschen übergesprungen war und das gefürchtete Gelbfieber auslöste. Seither bekommt die Kette der Zoonosen, so das Fachwort für den Vorgang, immer neue Glieder. Vor Covid-19 waren es etwa Ebola, HIV, Mers oder Sars. Und die Fachleute sind sich sicher, dass die Abstände kürzer werden, wenn die Menschen die letzten intakten Ökosysteme und Zufluchtsorte für viele Tierarten im bisherigen Tempo weiter zerstören und auf Wildtiermärkten engen Kontakt zu ihnen halten.

Werden sie noch apokalyptischer als Corona sein? “Ja, das befürchte ich”, sagt Professor Jean-Jacques Muyembe Tamfum, der 1976 im Kongo das Ebola-Virus mitentdeckt hat. “Wir leben jetzt in einer Welt, in der neue Krankheitskeime die Menschheit bedrohen.”

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Inzwischen sind es drei bis vier pro Jahr. Und die allermeisten haben ihren Ursprung im Regenwald, genauer in den Regionen, in denen Holzfäller die Bäume flächendeckend abholzen. Wo das wie im Kongobecken passiert, sterben größere Tierarten aus; Ratten, Fledermäuse und Insekten hingegen überleben und werden zu Überträgern neuer Viren aus dem Tierreich, begünstigt durch das enge Zusammenleben mit den sich dort niederlassenden Menschen. In einer Studie von 2017 wiesen Forscher nach, das fast alle Ebola-Ausbrüche dort geschahen, wo zwei Jahre zuvor den Regenwald massiv gerodet wurde.

Die nahe liegende Strategie, neuen Pandemien vorzubeugen, liegt damit auf der Hand: der Erhalt der Regenwälder. Eine internationale Forschergruppe schlägt daher vor, jährlich 30 Milliarden Dollar in Projekte zu stecken, die das Abholzen stoppen und den Wildtierhandel sowie die Umwandlung in Farmland eindämmen. Das klingt nach viel Geld. Doch gemessen an den 28 Billionen Dollar, die der globalen Wirtschaft nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds bis 2025 an Produktion durch Corona verloren gehen, ein überschaubarer Betrag. Von den sozialen Kosten und den Opfern an Menschenleben ganz abgesehen.

Mehr: CNN

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