Erdüberlastung: Es gibt, verdammt noch mal, Länder, die nicht mehr Ressourcen verbrauchen, als die Erde ihnen bietet!

Nicht die Menschheit generell ist das Problem, wenn es um den übermäßigen Verbrauch natürlicher Ressourcen geht. Vielmehr gibt es eindeutig Länder, die das Klima und die Umwelt schädigen – und welche, die im Gegensatz dazu im Einklang mit den Möglichkeiten leben, die ihnen die Natur bietet. Ein Nachgang zum Erdüberlastungstag von Reinhold Böhmer.

Kein Raubbau an der Natur: Von Angola bis Zimbabwe – diese Länder verbrauchen nur so viel Ressourcen, dass sie weder das weltweite Klima noch die globale Umwelt ruinieren (Quelle: statista)

“Ab dem 2. August schulden wir Menschen der Erde was!” schrieb das Schülermagazin alpha der ARD, als es wieder einmal so weit war: Von diesem Tag an verbraucht die Erdbevölkerung für den Rest des Jahres 2023 mehr Ressourcen, von der Luft über das Wasser bis hin zu Rohstoffen, als der Erhalt des Klimas und der Umwelt es erlauben. Doch stets, wenn jemand “wir” oder “wir Menschen” sagt, ist Widerspruch erste Bürgerpflicht. Denn so gut wie immer verbreitet das gemeinsame Unterhaken, gern auch verbunden mit ebensolchen Appellen, mehr Nebel als Aufklärung, nämlich weil Täter und Opfer beim Verbrüdern und -schwestern schlicht verschwiegen werden. So auch beim Overshoot Day dieses Jahres, jenem Tag, von dem an die Menschheit ingesamt den Rest des Jahres Raubbau an ihren natürlichen Lebensgrundlagen betreibt. Doch glücklicherweise gibt es das Statistische Bundesamt, das sich die Mühe gemacht hat zusammenzustellen, wer bei der Frage des Erdüberlagsungstages eigentlich die Bösen, vor allem aber auch, wer die Guten sind.

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Große Teile Asiens und Afrikas sind außen vor

Das Ergebnis ist beeindruckend: Die Bevölkerung in großen Teile Afrikas, von Angola bis Zimbabwe, schont, vielfach weil arm, dermaßen die Umwelt und das Klima, dass sie die natürlichen Grundlagen des Planeten unterm Strich nicht zerstört. Auf dem amerikanischen Kontinent gibt es sogar ein relativ weit entwickeltes Land, das zu den Guten auf dieser Welt gehört, nämlich Uruguay. Und dies, obwohl in der dortigen Pampa mit rund zwölf Millionen Rindern über dreimal so viel Wiederkäuer grasen, als das Land Einwohner hat. Bekanntlich stoßen die Viecher ja sehr viel klimaschädliches Methan aus.

Am beeindruckendsten aber ist, dass Indien als bevölkerungsreichstes Land der Erde pro Kopf seiner 1,4 Milliarden Einwohner so wenig CO2 ausstößt und Ressourcen verbraucht, dass es per saldo den Planeten an keinem Tag überfordert. Gleiches gilt für die beiden Nachbarländer Pakistan und Bangladesh, die mit ihren 240 Millionen und rund 170 Millionen Einwohner sich klima- und umweltkonform verhalten, gleichwohl aber zu den großen Opfern der riesigen Naturkatastrophen durch die Erderwärmung zählen.

Gefühl, verhöhnt zu werden

Daneben gibt es noch Länder, deren Bevölkerung einigermaßen im Einklang mit der Natur lebt, also rechnerisch nur wenige Tage im Jahr über die Verhältnisse des Planeten lebt. Es sind dies Jamaica, Ecuador und das ebenfalls bevölkerungsreiche Indonesien mit seinen geschätzt 275 Millionen Einwohner. Kein Wunder, dass die Regierungen dieser Länder sich auf den internationalen Klimakonferenzen eigentlich verhöhnt fühlen müssen, wenn sie auf diejenigen blicken, die schon nach wenigen Wochen die natürlichen Grundlagen unwiederbringbar verzehren.

Plünderer des Planeten: Spätestens nach gut zehn Wochen jedes Jahres verzehrt jeder US-Amerikaner unterm Strich mehr natürliche Ressourcen, als die Erde zur Verfügung stellt (Quelle: Global Footprint Network)

Zu den schlimmsten Plünderen des Planeten zählen nämlich die reichsten Ländern der Welt. So lebt jeder Quatarer bereits nach den ersten sechs Wochen im Jahr über seine natürlichen Verhältnisse, gleich gefolgt von den Luxemburgern. Die Drittrücksichtslosesten sind die Kanadier, die Einwohner der Arabischen Emirate und der USA. Sie rauben die Umwelt und die Natur nach den ersten zehn Wochen des Jahres aus. Die Deutschen beginnen damit knapp zwei Monate später, am 4. Mai.

Ursache Armut

Dass die allermeisten Menschen, die im Einklang mit den natürlichen Ressourcen leben, dies aufgrund ihrer Armut und ihres geringen Konsums tun, ist der eigentliche Kern der Veranstaltung. Wenn Politiker des reichen Westens und Nordens von ihnen etwa den Stopp beim Ausbau der fossilen Energieerzeugung fordern, ist das rein rechnerisch zwar richtig: Jedes neue Kohlekraftwerk mehr bedeutet mehr klimaschädliches CO2 in der Luft. Zugleich strotzt der Appell aber nur so vor Überheblichkeit, Heuchelei und Zynismus. Denn rechnerisch könnten diese Länder noch ganz schön viele Kohlemeiler in Betrieb nehmen, ohne dass ihr Verhalten in Gänze betrachtet dem globalen Klima und der weltweiten Umwelt schaden würde. Dass es überhaupt einen Erdüberlastungstag gibt, liegt nicht an ihnen, sondern an den reichen Ländern. Diese repräsentieren die Quellen des Übels, nicht “wir Menschen”, schon gar nicht zu viele Menschen. An ihnen liegt es zuvorderst, den Klimawandel und den Raubbau an der Natur zu stoppen, und zwar so, dass diejenigen in der Gesellschaft damit anfangen, die am meisten dazu beitragen.

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