Stromerzeugung auf See: Versteigerung droht Strom für Industrieunternehmen zu verteuern

Energiewende pervers: Die von der Ampel erdachte Versteigerung von Rechten zur Stromerzeugung auf See dürfte Industrieunternehmen teuer zu stehen kommen, fürchten Experten.

Teure Idee: Durch die Versteigerung von Rechten zum Bau von Windkraftanlagen auf See dürfte der Strompreis insbesondere für Industrieunternehmen unnötig steigen (Foto: Elke / pixabay)

Windräder einfach ins Meer stellen, das geht nicht. Dazu braucht es nicht nur eine staatliche Genehmigung. Mehr noch: Die Bundesregierung hat die Stromerzeugung auf See auch als Einnahmequelle entdeckt. Offshore, also vor der Küste, Strom erzeugen, ohne dafür Föderung zu kassieren, reicht nicht mehr. Die Betreiber der Windanlagen sollen auch noch möglichst viel dafür bezahlen. 12,6 Milliarden Euro machten die Gewinner der jüngsten Auktion, darunter auch klimaschädliche Mineralölkonzerne, unlängst dafür locker. Das ist schön für Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), unter anderem um damit Klimaprojekte zu fördern. Der Milliardensegen für den Bundeshaushalt ist aber schlecht für die künftigen Kunden der Konzerne, die deutschen Industrieunternehmen. Weil die Windanlagenbetreiber die horrenden Ausgaben bei der Versteigerung auf die Preise schlagen werden, dürfte sich der Strom von hoher See nämlich schätzungweise um 30 bis gut 60 Prozent verteuern. Das sind schlechte Aussichten für die ohnehin gebeutelte deutsche Industrie.

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Grund ist eine Neuerung der Ampel

Die Rechnung macht Dominik Hübler von der US-Unternehmensberatung Nera Economic Consulting auf. „Unseren Berechnungen zufolge wird die Megawattstunde Strom aus einem der Windparks zwischen 24 Euro und 31,50 Euro teurer, wenn man die 12,6 Milliarden, die von den erfolgreichen Bietern zusätzlich aufgebracht werden müssen, auf eine Laufzeit von 20 Jahren verteilt“, so Hübler. Grund dafür ist eine Neuerung, die die Ampel-Koalition im vergangenen Jahr beschlossen hat. Bisher hatte sich die Bundesregierung bei Ausschreibungen damit zufrieden gegeben, dass die Betreiber für die Produktion ihres grünen Stroms auf See möglichst wenig oder gar keine Subventionen mehr nach dem Enerneuerbare-Energien-Gesetz wollten. Nach der Reform des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG) unter der Regie von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im vergangenen Jahr müssen die Betreiber nun auch noch mit Geld um die Rechte buhlen, Strom auf hoher See erzeugen zu dürfen.

Unnötige Verteuerung des Stromes

Immerhin dämmert inzwischen zumindest der SPD, worauf sie sich da eingelassen hat. „Es ist exakt das eingetreten, was wir verhindern wollten. Es ist zu einem Überbietungswettbewerb gekommen, der dazu führen wird, dass die Stromgestehungskosten höher ausfallen als nötig“, so Bengt Bergt, stellvertretender energiepolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Laut Bergts Genosse Bernd Westphal, dem wirtschaftspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, hätten die Mineralölkonzerne die neue Gesetzeslage genutzt und die Preise für die Stromerzeugungsrechte hochgetrieben. Damit werde die Offshore-Stromerzeugung unnötig verteuert. „Diese Entwicklung darf sich nicht fortsetzen.“

Der französische Energiekonzern Total wies die Kritik allerdings zurück. Konzernchef Patrick Pouyanné zufolge bewegt sich Total mit den Kosten für die Ersteigerung genau im Rahmen der eigenen Ziele.

Mehr: Handelsblatt

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