Mehr als Pina Bausch, Friedrich Engels und Öko-Institut

Die Stadt, bekannt durch den Arbeiterführer Friedrich Engels, ihr weltberühmtes Tanztheater und das Wuppertal Institut, ist als Vorbild für die Energiewende ausgezeichnet worden. Überzeugt hat die Juroren von der Agentur für Erneuerbare Energien der Nahverkehr und die Wärmeplanung.

Wuppertaler Schwebebahn - Neue Wege aus Tradition
Wuppertaler Schwebebahn Immer schon vorn im Nahverkehr (Rike/Pixelio)

Ausgerechnet im Engels-Jahr fährt sie nur an den Wochenenden, die Wuppertaler Schwebebahn. Der Lieferer kommt mit den Nachlieferungen neuer Züge nicht nach. Dazu kommen ungelöste Qualitätsprobleme an Zugdächern und -rädern. Trotz dieser – fremdverschuldeten – Nahverkehrspanne ist Wuppertal Energie-Kommune des Monats geworden.

Gründe gibt genug. Wuppertal hat es geschafft, den eigenen Energieverbrauch zwischen 1990 und 2017 um rund 30 Prozent auf rund 8 000 Gigawattstunden zu senken. Zufrieden sind die Stadtmütter und -väter damit nicht. Ein detaillierter Wärmeatlas der Stadt soll eine strategische Wärmeplanung und systematisches Dämmen und Sanieren möglich machen. Seit 2013 gibt es die “Richtlinie wirtschaftliches Bauen”, nach der die Kosten eines Projekts über die komplette Lebensdauer bis einschließlich der Entsorgung berechnet werden.

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Stolz sind die Stadtpolitiker auf die Abschaltung des 120 Jahre alten Kohleheizkraftwerks im Stadtzentrum vor zwei Jahren. Mit der Abschaltung wurde das Fernheiznetz modernisiert und neben Dampf auch Heißwasser angeboten. Die Energie stammt aus dem Müllheizkraftwerk und aus der Abfallwärme eines Kraftwerks für die Stromerzeugung. Dieser Radikalumbau der Fernwärme führt zu CO2-Einsparungen von 450 000 Tonnen. Das entspricht etwa 14 Prozent der in Wuppertal anfallenden Gesamtmenge.

Die Stadt setzt auf Wasserstoff und nachhaltig erzeugten Strom. Die Energie der Müllheizkraftwerke soll per Elektrolyse für die Herstellung von Wasserstoff genutzt werden. Ergänzend kommt zunehmend ein hoher Anteil an Strom aus Wind- und Photovoltaik-Anlagen hinzu. Geplant sind bis zum Jahr 2030 etwa 130 Megawatt allein aus alten Anlagen, die künftig aus der Eneuerbaren-Energie-Förderung herausfallen und als Energielieferer für die regionale Wasserstoff-Erzeugung weiter bereit stehen sollen.

Auch im Nahverkehr nimmt Wuppertal eine Vorreiterrolle ein – wie vor 120 Jahre, als die Schwebebahn die ersten Fahrgäste aufnahm. Zehn Brennstoffzellenbusse sind bereits im Einsatz. Die Busse beziehen ihren Wasserstoff von der städtischen Abfallwirtschaftsgesellschaft. Die Energie für die Erzeugung des Wasserstoffs stammt aus Biomasse. Darüber hinaus ist Wuppertal eine der ersten deutschen Kommunen, die ein Sammeltaxi-System betreibt. Die Wuppertaler Bürger ordern per App die elektrisch betriebenen hellblauen London-Cabs zum nächstgelegenen Haltepunkt, der maximal 70 Meter von der eigenen Wohnung entfernt ist. Trotz der Pandemie wurde das E-Cab-System ein voller Erfolg.

Mehr: Agentur für Erneuerbare Energien Stadt Wuppertal

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