Wie sicher sind Windräder?

Der spektakuläre Einsturz eines Windrads im nordrhein-westfälischen Haltern am See wirft Fragen nach der Sicherheit der Giganten auf. Schließlich müssen Tausende Anlagen zusätzlich aufgestellt werden, um die Energiewende zu schaffen.

Windrad des Herstellers Nordex Einfach in sich zusammen gestürzt Foto: Nordex

Wo sich vor wenigen Tagen noch eine schlankes Windrad 239 Meter gen Himmel reckte, ragt jetzt einzig ein 40 Meter hoher Betonstumpf aus der Waldlichtung. Drum herum liegen weit verstreut zerborstene Rotorblätter und Bruchstücke des Maschinenhauses (siehe Video). Im Morgengrauen war die Anlage, die am gleichen Tag eingeweiht werden sollte, tösend zerbrochen.

https://www.youtube.com/watch?v=u8JxmcgTfsY
Windrad in Trümmern Quelle: WDR

Wie konnte das weithin sichtbare Symbol für den Umstieg auf eine erneuerbare Energieversorgung einfach so in sich zusammenfallen? Gerade die Windkraft bildet in allen Zukunftsszenarien das Rückgrat einer 100-prozentigen Grünstromproduktion. Sie muss dazu massiv ausgebaut werden. Dabei rückt sie unweigerlich bebauten Gebieten näher. Wenig verwunderlich, dass Gegner der Windkraft das Unglück zugleich für ihre Propaganda nutzten.

Gutachter sucht nach der Unfallursache

Noch tappt der börsennotierte Hamburger Hersteller Nordex bei der Suche nach der Unfallursache im Dunkeln. Ein Gutachter ist bestellt. Bis zur Klärung der Havarie im Ruhrgebiet nimmt das Unternehmen jedoch erst einmal alle Windräder des fünf Megawatt leistenden Typs N149 mit der gleichen Konfiguration außer Betrieb. Betroffen sind unter anderem sechs baugleiche Windräder des Stromkonzerns RWE in Jüchen am Niederrhein. Die Essener monierten schon im August einen Schaden an einer der Anlagen.

Alle Windräder, versichert Unternehmenssprecher Felix Losada gegenüber dem “Kölner Stadt-Anzeiger”, unterlägen regelmäßigen Kontrollen. „Dies ist die erste Havarie, die bei dieser Turbinenserie je aufgetreten ist.“

Knickende Rotorblätter, brennende Gondeln

Aber nicht der erste und einzige Unfall mit einer Windkraftanlage. Gerade einmal anderthalb Tage nach dem Crash in Haltern fing in Neuenkirchen (Kreis Steinfurt) eine Gondel Feuer und brannte aus, weil die Feuerwehr in so größer Höhe nicht löschen konnte. Gelegentlich knicken Rotorblätter ab, oder krachen wie vor einiger Zeit im rheinland-pfälzischen Gau-Bickelheim ganz zu Boden.

Müssen sich die Anwohner im Umfeld von Windkraftanlagen also sorgen, gar um Leib und Leben fürchten?

Havarien sind die absolute Ausnahme

Wohl nicht! Denn insgesamt ist die Zahl der Zwischenfälle sehr überschaubar. Zwar führt keine Stelle eine offizielle Statistik. Aber nach Zahlen des Bundesverbands Windenergie (BWE) sind von aktuell fast 30 000 installierten Anlagen seit 2005 bis heute nur sieben umgeknickt. “Diese Art von Haverie ist die absolute Ausnahme”, sagt BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm.

Berücksichtigt man auch Abstürze von Rotorblättern und Teilen davon erhöhen sich die Schadensereignisse auf 34. Kein Grund zur Panik also. Im Gegenteil: Windkraftanlagen gehörten zu “zu den sichersten Bauwerken in Deutschland”, urteilt der TÜV Nord.

Mehr: KStA Zeit WDR

Von Dieter Dürand

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