Rückenwind für die Windenergie – doch der Zubau reicht nicht

Nach Jahren geringen Ausbaus stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. Allerdings bleiben die Steigerungen unter den Plänen der Bundesregierung. Daran ist auch die restriktive Genehmigungspraxis in Bayern schuld.

Windräder an der holländischen Grenze Es geht wieder hoch, aber nicht steil genug (Foto: )

Es kommt wieder gute Stimmung auf bei Windradbauern wie Vestas, Siemens Gamesa & Co. Die vergangenen Jahre sahen zwar düster aus. In den drei Jahren zwischen 2017 und 2019 waren weniger Windräder an Land aufgestellt worden als allein in 2016. Auch auf See sah die Lage düster aus. 2020 wurden in deutschen Gewässern gerade mal 42 Windräder in Betrieb genommen. In diesem Jahr wird keine einzige Anlage fertig. Zeitweise befürchtete die Branche gar einen Rückbau. Der Grund: Nach zwanzig Jahren liefen die ersten Förderungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) aus. Für viele Windmüller, so die Befürchtung, lohne sich der Betrieb ohne Staatsknete nicht mehr. Es ist anders gekommen. Die Strompreise sind gestiegen. Die meisten Altanlagen werfen deshalb auch ohne Stütze genug Geld ab.

Auch der Bau von Neuanlagen gewinnt an Fahrt. Im ersten Halbjahr gab es einen Zubau von einem Gigawatt Leistung an Land. Das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Zunahme um zwei Drittel – und mehr als der gesamte Zubau im Jahr 2019. Im Restjahr soll sich der Zuwachs noch beschleunigen. Der Bundesverband Windenergie (BWE) rechnet für das Gesamtjahr mit 2,2 bis 2,4 Gigawatt.

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Genug ist das nicht. Die Pläne der Bundesregierung sehen vier Gigawatt vor. So vergibt die Regierung die neuen Förderungen für Windparks gemäß Gesetz an jene Windmüller, die geringsten Strompreise für die zu erwartende Energie fordern. Für die Ausschreibungen in diesem Jahr gab es allerdings weniger Gebote als ausgeschriebene Leistung. Besonders mau ist der Zuspruch im Süden Deutschlands. Südlich der Mainlinie entstehen nur neun Prozent der neuen Anlagen, in Bayern sogar nur zwei Prozent. Dies liegt nicht zuletzt an der sogenannten 10-H-Regel. Danach muss der Abstand eines Windrades vom nächsten Wohnhaus das Zehnfache seiner Höhe ausmachen.

Wirtschaftsvertreter in Bayern und anderen Bundesländern kritisieren diese Praxis. Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt, forderte im Interview mit Greenspotting, die Abstandsregeln zu überdenken: “Wer für Klimaschutz ist, kann nicht gleichzeitig gegen Stromtrassen und Windräder sein.” Zu strenge Abstandsregelungen müssten durch intelligentere Flächenplanung ersetzt werden. Genehmigungs- und Planungsverfahren sollten vereinfacht und beschleunigt werden. Der Klimaschutz müsse zwangsläufig in der Landschaft sichtbar werden. Im gleichen Tenor äußerte sich der Geschäftsführer des Fachverbandes Power Systems im Maschinenbauverband VDMA, Matthias Zielinger, gegenüber der Tageszeitung TAZ: „Wenn in Bayern die 10-H-Regel bleibt, wird es dort auch in Zukunft nichts werden.“

Mehr: TAZ

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