Frische Luft, fünfmal weniger Antibiotika

Schweizer Forscher haben herausgefunden, wie sich der Einsatz von Antibiotika in der Kälbermast massiv verringern lässt. Die Methode ist denkbar einfach und lässt auf große Verbreitung hoffen.

Unerheblicher Mehraufwand: Unterbringung der Kälber im Freien erspart viel Antibiotika (Foto: Coleur / pixabay)

Der Tierarzt Jens Becker von der Universität Bern ist rundum zufrieden. “Was wir sahen, hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen”, sagt er. In üblichen, gut geführten Schweizer Mastbetrieben benötige jedes zweite Kalb einmal in seinem Leben Antibiotika. In der von seinen Hochschulkollegen neuartigen Tierhaltung war es nur jedes sechstes. Die Zahl der Behandlungstage mit Antibiotika betrug sogar nur weniger als ein Fünftel.

Einzelzimmer im Iglu

Antibiotika sind die Ursache für Resistenzen von Keimen und führen in der Folge immer häufiger zu unheilbaren tödlichen Infektionen, insbesondere in Krankenhäusern. Ein Quelle dafür ist der massenhafte Einsatz in der Tierhaltung. Dem versuchten Becker und sein Team in ausgewählten Höfen in der Schweiz entgegenzuwirken: Die Mäster kauften Kälber nur von Höfen in ihrer Nähe, so dass dank der kurzen Wege keine Tiere aus verschiedenen Betrieben auf den Transporter kamen. Sodann wurde jedes Tier gegen Lungenentzündung geimpft und die ersten Wochen einzeln in einem Iglu im Freien untergebracht. Erst nach dieser Quarantäne kamen sie in kleine Gruppen, allerdings von maximal zehn Kälbern. In diesen verbrachten sie die restliche Zeit ihrer durchschnittlich viermonatigen Mastdauer. Dabei blieben sie immer im Freien, in einem gemeinsamen Iglu, und erhielten einen überdachten, reichlich eingestreuten Auslauf. “Freiluftkälber” nannten die Tester diese Tiere deshalb.

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Wirtschaftlich kaum Unterschiede

Die Versuche liefen in zwölf Monate in 19 Kälbermastbetrieben in den Kantonen Bern, Freiburg, Luzern, Aargau und Solothurn. Die nach dem “Freiluftkalb”-Konzept gehaltenen Kälbern erlitten nicht nur weniger Atemwegs- und Verdauungskrankheiten. Es starben auch weniger Tiere frühzeitig. Wirtschaftlich fiel der Mehraufwand für die Iglus so gut wie nicht ins Gewicht. Denn 90 Prozent der Direktkosten für ein Mastkalb machen Futter und der Ankaufpreis des Tieres aus. Der leicht höhere Arbeitsaufwand für “Freiluftkälber” wurde unter anderem durch die geringere Sterblichkeit und gute Mast ausgeglichen.

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