Christlich, konservativ, grün

Ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl präparieren sich Mitglieder der CDU für eine mögliche Koalition mit den Grünen und gründen eine „KlimaUnion“. Ziel der Organisation ist die Unterstützung des Straßenwahlkampfs der CDU.

Ex-Geenpeace-Campaigner, Ex-Bahn-Manager, Fahrradaktivist: Klima-Union-Mitbegründer Strößenreuther (Foto: Wegeheld)

In seinem Buch „Das Kapital“ schrieb der deutsche Ökonom und Philosoph Karl Marx den denkwürdigen Satz: Die kapitalistische Produktionsweise entwickle die Produktivkräfte, indem sie „die Springquellen allen Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter“. Das war 1867. Gut eineinhalb Jahrhunderte später scheint die Erkenntnis, und sei es nur als mulmiges Gefühl, auch in Teilen der CDU angekommen zu sein. Jedenfalls haben prominente Mitglieder der Partei jetzt eine Organisation namens „KlimaUnion“ gegründet, die für Maßnahmen gegen die weitere Erderwärmung eintreten soll. „Ziel muss sein, dass wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen und in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren klimaneutral werden. Dafür wollen wir uns in der Union einsetzen“, sagt Gründungsmitglied Heinrich Strößenreuther. Aufgabe des neuen Clubs sei es, den CDU-Straßenwahlkämpfern Argumente für die »gute und richtige Klimapolitik« an die Hand zu geben.

Wegbereiter für schwarz-grüne Koalition

Die Gründung der „KlimaUnion“ fällt in die Vorbereitung der Parteien für den Wahlkampf, der mit den Bundestagswahlen im September seinen Abschluss findet. Nach der gerade beschlossenen Wiederauflage der grün-schwarzen Koalition in Baden-Württemberg ist dies ein weiterer Schritt innerhalb der CDU, den Weg für eine erstmalige schwarz-grüne Regierung auf Bundesebene zu bereiten. „Der Klimawandel wird für Deutschland eine größere Herausforderung als die Wiedervereinigung“, so „KlimaUnion“-Mitbegründer Philipp Schröder. „Wir brauchen für diesen Politikwechsel das bürgerliche Lager und müssen unsere Bubble erweitern.“

Grün angehauchter Sprengel

Die Gründer der „KlimaUnion“ sind Mitglieder der CDU. Am weitesten von ihnen hat es die Bremer Bundestagsabgeordnete Wiebke Winter in ihrer Partei gebracht. Die Vorsitzende der Bremer Jungen Union ist mit ihren 25 Jahren das jüngste Mitgied im CDU-Bundesvorstand. Partei- und Klimafreund Schröder ist Manager und baute die Deutschland-Vertretung des US-Elektroautobauers Tesla auf. Als Angehöriger der hiesigen Start-up-Szene fühlte er sich zunächst den Grünen nah, trat dann aber der CDU bei. Den grünsten Lebenslauf unter den KlimaUnionisten kann wohl Gründungsmitglied Strößenreuther vorweisen. Der 53-jährige Informatiker leitete unter anderem die Kampagne der Umweltschutzorganisation Greenpeace für die Einführung von Ökosteuern, arbeitete als Manager für die Deutsche Bahn und machte sich einen Namen als Fahrradaktivist, indem er 2013 mit für die Entwicklung einer Falschparker-App sorgte, die 2014 unter dem Namen Wegeheld online ging.

Mehr: Spiegel

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