Nur noch Bäume

Thüringen will den Bau von Windrädern im Wald verbieten. Forstexperten und Waldbesitzer meinen, dass die Beeinträchtigungen durch Windanlagen im Vergleich zu den Hitzeschäden der vergangenen Sommer zu vernachlässigen sind.

Umstritten Windräder im Wald
Umstritten Windräder im Wald (Heinrich Linse /pixelio.de)

Wahrscheinlich noch in diesem Jahr wird der Thüringer Landtag das Waldgesetz ändern und die Aufstellung von Windräder in Wäldern verbieten. Darauf hatten sich die Regierungsparteien die Linke, die Grünen, SPD und die Oppositionsparteien CDU und FDP geeinigt. Von der rechtspopulistische AFD ist kein Widerstand zu erwarten. Sie betrachtet den “Wald als Thüringens Seele”, der nicht durch Windräder industrialisiert werden dürfe.

Vorreiter beim Kampf um die Neufassung des Waldgesetzes waren CDU und FDP, die damit das Bestreben vieler Bürgerinitiativen aufgriffen. Innerhalb der Regierungsfraktionen ist die Entscheidung trotz der überparteilichen Geschlossenheit umstritten. Forstminister Benjamin-Immanuel Hoff von der Linken nahm die Vereinbarung mit Bedauern zur Kenntnis. Er hätte gern ein Gesetz mit mehr Ausnahmen gesehen, zum Beispiel für den Fall, dass Kommunen und Forstbehörden sich einig seien und Umweltinteressen gewahrt blieben. Sorgen macht Hoff auch die Tatsache, dass die Belange privater Waldbesitzer, deren wirtschaftliche Lage durch die Hitzeschäden ohnehin angeschlagen ist, außer Acht bleiben.

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Bislang sind nur zwei Windräder in Thüringens Wäldern errichtet worden. Wenn Thüringen seine Klimaziele erreichen wolle, so die Rechnung von Viktor Wesslak, Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule Nordhausen, müsste das Land 7,6 Gigawatt durch Windenergie bereitstellen. Dafür würden bis zu zwei Prozent der Landesfläche benötigt. Thüringen sei aber zu einem Drittel bewaldet. Ohne Windkraft im Wald gehe es folglich nicht.

Für viele Waldbesitzer geht es bei sinkenden Holzpreisen ums schiere Überleben. Der ehemalige Geschäftsführer des Waldbesitzerverbandes Thüringen, Wolfgang Heyn, wies darauf hin, dass die Aufstellung einiger Windräder die Wälder weitaus weniger schädigten als in der Vergangenheit Borkenkäfer, Trockenheit oder Stürme. Sein Apell an die Abgeordneten: “Ich bitte Sie inständig: Lassen Sie zu, dass wir wenigstens einige Anlagen im Wald bauen können.”

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