Superreiche schädigen Klima bis zu mehr als 30-mal so viel

Gemessen am Einkommen schädigt in ausgewählten Ländern das oberste Prozent der Bevölkerung pro Kopf das Klima bis zu 30 mal so viel wie die unteren 50 Prozent. Die Wahrnehmung ist jedoch eine andere.

Villen in Nigerias Hauptstadt Abuja: Auch in dem westafrikanischen Staat schädigen die Superreichen das Klima mehr als der Rest der Bevölkerung, jedoch nur zu einem Bruchteil Ihresgleichen in den USA (Foto: bporbs / pixabay)
Villen in Nigerias Hauptstadt Abuja: Auch in dem westafrikanischen Staat schädigen die Superreichen das Klima mehr als der Rest der Bevölkerung, jedoch nur zu einem Bruchteil Ihresgleichen in den USA (Foto: bporbs / pixabay)

Bei der Frage, wer für die Schäden des Klimawandels beziehungsweise deren Vermeidung aufkommen soll, ist entscheidend, wer dafür am meisten verantwortlich ist. Darauf gibt das Fachblatt Nature Climate Change nun anhand der vier Länder Dänemark, Indien, Nigeria und USA eine eindeutige Antwort: Gemessen am Einkommen schädigt das oberste Prozent der Bevölkerung das Klima um um ein Vielfaches mehr als die unteren 50 Prozent. So stößt im westafrikanischen Nigeria jeder Einwohner aus der unteren Einkommenshälfte durch seine Lebensweise pro Jahr 0,9 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid aus, in dem oberen Einkommenszehntel sind es 4,4 Tonnen und im obersten Einkommensprozent 9,2 Prozent, also gut zehnmal so viel wie in der unteren Einkommenshälfte. In den anderen Ländern ist der Unterschied teilweise deutlich krasser. In Dänemark schädigen die Superreichen der höchsten Einkommensklasse das Klima pro Kopf gut 15-mal so viel wie die Menschen in der unteren Hälfte der Einkommenspyramide. In den USA ist dies rund 27-mal, in Indien sogar gut 32-mal so viel.

ANZEIGE

Superreiche US-Amerikaner sind Ultra-Klimaschänder

Dabei ist schädigen nicht gleich schädigen. Denn in den reichen Ländern stoßen die Menschen ein Vielfaches dessen an CO2-aus, was die Bürger den Schwellenländern produzieren. So stößt ein Däne mit durchschnittlich 10,2 Tonnen pro Jahr fünf mal so viel CO2 aus wie ein Inder (2,2 Tonnen) und achtmal so viel wie ein Nigerianer (1,6). Besonders zügellos sind die US-Amerikaner, die im Schnitt 21,1 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr ausstoßen. Das ist doppelt so viel wie ein Däne, knapp zehnmal so viel wie ein Inder und 13-mal so viel ein Nigerianer. Noch schlimmer schädigen die US-amerikanischen Superreichen gemessen an Ihresgleichen in den anderen drei Ländern das Klima. So stößt ein US-Bürger aus dem oberen Einkommensprozent mit 269,3 Tonnen fast dreimal so viel CO2 aus wie einer Seinesgleichen in Dänemark (93,1 Tonnen), knapp neunmal so viel wie ein superreicher Inder (32,4 Tonnen) und fast 30-mal so viel ein Mitglieder der Einkommenstopelite in Nigeria (9,2 Tonnen).

Arme als Klimasünder über-, Superreiche unterschätzt

Damit schädigt ein Superreicher in den USA das Klima nicht nur ein Vielfaches mehr als sein Mitbürger aus der unteren Einkommenshälfte, sondern um ein weiteres Vielfaches mehr als die Superreichen in den anderen drei Ländern. So richtig bewusst ist sich die Bevölkerung dessen jedoch nicht. Denn nach einer neuen Studie der britischen Cambrigde-Universität überschätzen in den untersuchten vier Ländern die Menschen, wie viel die untere Einkommenshälfte das Klima schädigt, und unterschätzen den Beitrag der Superreichen. Zwar gehört es zur Taktik der Unternehmen, die Verantwortung für den Klimawandel den einzelnen Individuen zuzuschieben, um von den eigenen Schandtaten abzulenken. Gleichwohl ist es wichtig, auch innerhalb der Gesellschaft zu klären, wer am meisten dafür verantwortlich ist und deshalb in besonderem Maß für die Begleichung der Schäden heranzuziehen wäre. “Es gibt definitiv Gruppen, welche die Verantwortung für die Verringerung der Kohlenstoffemissionen von den Unternehmen auf den Einzelnen abwälzen wollen, was problematisch ist”, so Ramit Debnath, Studienautor von der Universität Cambridge. “Persönliche CO2-Fußabdrücke können jedoch die tiefgreifenden Ungleichheiten innerhalb und zwischen den Ländern veranschaulichen und den Menschen helfen zu erkennen, wie sie klimafreundlicher leben können.”
Mehr: Standard

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*