Ein Hoch auf die Öko- und Sozialrevolutionäre

Die beiden Franzosen Anne Lacaton und Jean Philippe Vassal haben den Pritzker-Preis gewonnen, den Nobelpreis für Architektur: für ihre ebenso umweltfreundlichen wie sozial angepassten Gebäude.

Regenbogen-Gebäude von Lacaton und Vassal in Bordeaux: Kreativ, ökologisch, erschwinglich (Foto: Ardfern)

Der Tour Bois Le Prêtre in Paris war ein klassicher Pariser Sozialbau aus den 1960er Jahren – quaderförmig, schmucklos, in die Jahre gekommen. Doch dann nahmen sich die Pariser Architektin Anne Lacaton und ihr Büropartner Philippe Vassal des 16-stöckigen Klotzes an. Sie ließen die alte Fassade entfernen und durch raumhohe Glasschiebetüren ersetzen. Jede Wohnung erhielt einen Wintergärten oder einen Balkon. Und aus dem öden Block wurde eine Oase für Pierre-Normal-Pariser.

Palast für Menschen mit Postbotengehalt

Für solche und ähnliche Ideen erhielt das Pariser Architektenduo jetzt den Pritzker-Preis, den mit 100 000 Dollar dotierten Nobelpreis für Architektur. Die beiden sind die herausragenden Repräsentanten einer sozialen und ökologischen Wende, die sie vor rund 30 in ihrem Metier einleiteten: Statt aufwändig, exquisit und teuer planen die Zwei phantasiereich und ausgefallen, gleichwohl aber umweltfreundlich, erschwinglich und sozial angepasst. Der Durchbruch gelang ihnen mit ihrer Maison Latapie von 1993, einem ebenso einfachen wie avantgardistischen Einfamilienhaus. Das besaß auf der Rückseite einen doppelgeschossigen Wintergarten aus Materialien, die normalerweise im Gewächshausbau Verwendung finden. Die Konstruktion wirkt wie ein Palast. Gleichwohl konnte sie sich jeder mit dem Gehalt eines Postboten leisten.

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Renovierung nach ökologischen Standards

Am Pariser Tour Bois Le Prêtre zeigt sich der öko-soziale Ansatz der Preisträger ganz besonders. Statt den schnell hoch gezogenen Bau aus den 1960er Jahren mit erdölbasierten Schäumen nachzudämmen, senkten Lacaton und Vassal die Heizkosten durch die altbekannte Methode der Wintergärten sowie mit metalldurchwirkten Scheiben, die zugleich mehr Licht in die Wohnung brachten und das Wohlgefühl der Bewohner steigerten. Inzwischen sind mehrere solcher Gebäude in Frankreich auf diese Weise saniert und wirken auf ihrer Betrachter wie moderne Edelappartments.

Mehr: FAZ

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