Zwei Studenten wollten die Welt verbessern, Lifestyle-Produkte herstellen und eine Firma gründen. Auf einem Autofriedhof kam ihnen die Idee, alte Airbags in Rucksäcke zu verwandeln. Die ersten Prototypen nähten sie selbst auf einer alten Haushaltnähmaschine. Heute gehören zum Kundenkreis der Kölner Gründer Shops von Stockholm bis Barcelona – und das Bundesaußenministerium.
Die Nähmaschine, ein hundert Jahre altes Exemplar von Singer mit Fußantrieb, kauften sie in einem Altwarenladen an ihrem damaligen Studienort Rotterdam für zehn Euro. Die Studenten, Adrian Goosses und Michael Widmann, damals beide Mitte zwanzig, hatten im September 2015 ein Masterstudiums für “Entrepreneurship” begonnen und keinerlei Ahnung vom Nähen. Im Rahmen einer Studienarbeit sollten sie ein Recycling-Projekt entwickeln. Auf dem Schrottplatz hatten sie zuerst die Idee, Sessel aus LKW-Reifen zu bauen. Doch das ließ sich nicht verwirklichen. Die Reifen waren zu sperrig. Als sie schließlich einen Airbag in der Hand hielten, waren sie gleich angetan von der Haptik und Stabilität des Materials und kamen schnell auf die Rucksack-Idee.
Acht Euro zahlten die angehenden Unternehmer dem Schrottplatzbetreiber für einen Airbag, Sitzgurte und weiteres Material aus einem alten Kleinwagen. Während der kommenden zwölf Monate arbeiteten sie parallel für das Studium und nähten an ihren Rucksäcken. Immer wieder stießen die Gründer auf Hindernisse. Den ursprüngliche Gedanke, Luftkissen aus alten Autos zu verwenden, mussten sie verwerfen. An alten Airbags haften Sprengstoffreste. Sie müssen unter strengsten Sicherheitsregeln fachmännisch entsorgt werden. Also beschaffen sich die Kölner Rucksackbauer ihre Airbags bei einem rumänischen Autozulieferer. Wegen der strengen Sicherheitsauflagen fällt bei dem Airbag-Produzenten reichlich Ausschussware an. Vorteil ist dabei, dass die Familienfirma, die Rucksäcke näht, in der Nähe des Airbag-Herstellers ansässig ist. Auch die Finanzierung war ein Abenteuer. Die Gründer sahen keinen Sinn darin, Klinken bei Banken zu putzen und entschlossen sich, den Firmenstart per Crowfunding zu finanzieren, kombiniert mit Vergabe von Rucksäcken für die Kapitalgeber .
Ökologisch, ethisch und ästhetisch
Inzwischen ist Airpaq eine etablierte Marke mit eigenem Flagship Store im Kölner Szene-Viertel Ehrenfeld, weltweitem Internet-Verkauf und über hundert Verkaufsstellen in sechs europäischen Ländern. Auch das Bundesaußenministerium bezieht die Rucksäcke, um sie während der Zeit, in der Deutschland den Vorsitzes im Ministerkommitee des Europarats innehat, an VIPs zu verschenken.
Doch nach wie vor stammen die Grundstoffe für die Rucksäcke, Bauchbeutel oder Fliegen ausschließlich aus recycelten Airbags, Sicherheitsgurten und Gurtschlössern. Und anders als viele Hersteller, die ihre Lifestyle-Produkte für wenig Geld aus Ländern der Dritten Welt-Ländern beziehen, lassen Widmann und Goosses Ihre Produkte in einem sozial zertifizierten Betrieb im EU-Land Rumänien nähen. Mitgründer Widmann: “Wir wollen ein Produkt, das unsere Kunden ökologisch, ethisch und ästhetisch überzeugt.”
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