Der große Pieks: Schweriner Geothermie-Bohrung fast fertig

Tief unter der mecklenburg-vorpommerschen Hauptstadt befindet sich eine erneuerbare Energiequelle mit warmem Wasser. Die Energie aus der Erde könnte in Zukunft fast zwei Drittel des Fernwärmebedarfs der Stadt decken.

Tiefbohrgerät Weder Zwischenfälle noch Erdbeben (Bundesverband Geothermie)

Seit Anfang des Monats dreht sich der Bohrmeißel für eine sogenannte Injektionsbohrung. Das Ziel befindet sich in 1340 Meter Tiefe. Die ersten 400 Meter sind bereits gebohrt. Jetzt sollen die Stahlrohre eingelassen werden, um den ersten Bauabschnitt zu betonieren. In zwei Wochen wollen die Bohrtechniker die geplante Bohrtiefe erreichen. Die Loch ist ein Zwillingsloch zur eigentlichen Förderbohrung, die 900 Meter entfernt liegt. Injektionsbohrungen dienen dazu, das über Förderbohrung entnommene Wasser wieder in die Erde zu pumpen.

Abgelenkte Bohrung

Es handelt sich um einen Kreislauf: Das 56 Grad warme Wasser wird durch die Förderbohrung aus der Tiefe hochgepumpt und über Erdwärmepumpen auf 80 Grad für das Schweriner Fernwärmenetz erhitzt. Dann, nach dem Entzug der Erdwärmeenergie wird die ausgekühlte Sole über die Injektionsbohrung wieder zurück in die Tiefe gepresst. Eine Besonderheit ist der abgelenkte Verlauf der Injektionsbohrung. Das Ziel der Bohrung befindet sich 200 Meter in nordwestlicher Richtung vom Bohrloch entfernt, weil der Abstand zwischen den beiden Bohrungen mindestens 1 100 Meter betragen muss. Neu ist auch das Anheben der Soletemperatur durch Erdwärmepumpen. “Das ist einmalig in Deutschland, wahrscheinlich sogar in Europa”, sagt Projektleiter René Tilsen. Zwischenfälle oder Erdbeben gab es in Schwerin nicht. Bei Bohrungen in der Nähe von Straßburg hatte es noch im Dezember Erdbeben mit erheblichen Gebäudeschäden gegeben.

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Für die erste Ausbaustufe ist geplant, mindestens zehn Prozent des Energiebedarfs der Schweriner Fernwärme durch die Geothermie-Anlage zu decken. Dieser Anteil kann mit dem Ausbau der Geothermie-Anlagen bis zu 60 Prozent erhöht werden. Bereits Anfang 2022 soll die Tiefenwärme Wohnungen, Büros und Ladenflächen in der Landeshauptstadt heizen. Die Stadt mit knapp hunderttausend Einwohnern will bis zum Jahre 2035 CO2-neutral sein. Und nicht zuletzt wollen sich die Stadtwerke von den schwankenden Gaspreisen unabhängig machen.

Mehr: Stadtwerke Schwerin

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