Etwa die Hälfte der Förderung kommt Haushalten aus dem obersten Einkommensfünftel zugute. Die Subventionen setzen darüber hinaus Anreize für den Kauf von großen und emissionsstarken Fahrzeugen. Vollelektrische Autos schneiden schlecht ab, weil das Angebot in der oberen Mittelklasse noch beschränkt ist.
Die sozialen und ökologischen Schieflagen in der Dienstwagen-Besteuerung analysiert die jüngst erschienene Studie „Dienstwagen auf Abwegen“ des Freiburger Öko-Instituts und des Think Tanks Agora Verkehrswende. Der typische Dienstwagen ist demnach ein Modell der oberen Mittelklasse. Zu den zehn beliebtesten Dienst-KFZ gehören Modelle wie der VW Passat, die Mercedes E-Klasse, der Audi A6 oder der 3er BMW. Die geförderten Fahrzeuge haben im Durchschnitt eine deutlich höhere Motorleistung (160 PS) als privat zugelassene Autos (115 PS). Denn für Arbeitgeber und Dienstwagennutzer lohnt es sich mehr, große und emissionsstarke Fahrzeuge anzuschaffen. Der Steuervorteil ist dann wegen der Absetzbarkeit der Beschaffungskosten und des Vorsteuerabzug am größten.
Die bestehenden Regelungen begünstigen hohe Fahrleistungen. Dienstwagen absolvieren rund 30 0000 Kilometer pro Jahr – doppelt so viel wie Privatautos. Das liegt auch daran, dass die Besteuerung meist pauschal entsprechend des Listenpreises angesetzt wird. Viele Arbeitgeber übernehmen zusätzlich die Kraftstoffkosten. Denn sowohl die Kosten für die Anschaffung wie für den Betrieb kann der Arbeitgeber von der Steuer absetzen. So spart er in der Regel mehr Lohnkosten ein, als er in den Dienstwagen investieren muss. Die häufig bereitgestellte Tankkarte wirkt dabei wie eine Flatrate: Je mehr ich fahre, desto mehr bekomme ich für mein Geld.
Kaum ökologische Lenkungswirkung
Die vor Jahren eingeführten Vorteile für voll- und hybridelektrische Fahrzeuge haben kaum eine Lenkungswirkung gebracht. Der Anteil vollelektrischer Pkw lag im ersten Halbjahr 2021 mit acht Prozent bei gewerblichen Neuzulassungen nur halb so hoch wie bei privaten. Vollelektrische Modelle stehen in den bevorzugten Modellklassen schließlich kaum zur Verfügung. Auch deshalb weichen die Firmen und Nutzer gern auf Plug-In-Hybride aus. In der Regel werden die Lade-Hybride jedoch als Fossilverbrenner ohne elektrische Ladung genutzt.
Die Fehlanreize wirken sich massiv auf den gesamten Automobilmarkt aus. Immerhin werden in Deutschland zwei Drittel aller neuen Personenkraftwagen gewerblich zugelassen. Schon nach zwei bis vier Jahren gehen die Dienstwagen in den Gebrauchtwagenmarkt.
Subventionen für Besserverdiener
Nutznießer des Dienstwagenprivilegs sind Männer zwischen 40 und 60 Jahren. Etwa die Hälfte der Nutzer verdienen mehr als 5 000 Euro brutto im Monat. Die Subventionen gehen damit zur Hälfte an das Fünftel der Haushalte mit den höchsten Einkommen. Die Haushalte der unteren Einkommenshälfte bekommen hingegen nur etwa ein Fünftel des Geldes.
„Die geltende Regelung bemisst den geldwerten Vorteil viel zu niedrig“, ist die Einschätzung von Konstantin Kreye vom Öko-Institut. Arbeitgeber könnten die Nutzung eines Dienstwagens mit einem hohen Wert in Gehaltsverhandlungen einbringen. „Die meist gut verdienenden Beschäftigten bekommen dafür ein größeres Auto, als sie sich privat kaufen würden.“
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