“Soziale und ökologische Ziele viel stärker im Fokus“

Jetzt fangen sogar die schieren Kapitalisten damit an: Der Mitgründer des schwedischen Finanzinvestors Cevian, der Anteile am deutschen Stahlkocher ThyssenKrupp hält, will künftig nicht mehr allein auf die Rendite schielen.

Lob vom Finanzinvestor: ThyssenKrupp-Anlage im Norden von Duisburg (Foto: Mennis)

Cevian gehört nicht zu jenen der Branche, die Geld einfach in Aktien stecken, um Kurssteigerungen und Dividenden einzustreichen. Die 2002 in Schweden gegründete Firma betrachtet sich viel mehr als aktivistischen Finanzinvestor, der gern das Management aufmischt und Unternehmen zerschlägt, um maximalen Profit zu erzielen. Davon kann Martina Merz ein Lied singen, die Chefin des deutschen Stahlkochers ThyssenKrupp. Bei dem hatte sich Cevian mit 15 Prozent eingekauft und auf den Verkauf der Aufzugssparte für am Ende 17 Milliarden Euro gedrungen.

Drohung an die Adresse der Aufsichtsräte

Nun schlägt Cevian-Mitgründer Lars Förberg neue Töne an, was die künfige Bezahlung von Topmanagern wie Merz angeht. Auslöser sind neue EU-weite Vorschriften, wonach Konzerne auch über ihre sogenannte Environmental Social Governance, kurz: ESG, berichten müssen, also über ihre Unternehmensführung auf ökologischem und sozialem Gebiet. „Die Vergütung wird nun an Fortschritte beim Erreichen von konkreten ESG-Zielen gekoppelt. Und wir werden gegen Aufsichtsräte und Vergütungspläne stimmen, die ESG-Ziele nur unzureichend berücksichtigen“, sagte der Schwede gegenüber dem “Handelsblatt”. So wolle Cevian das Greenwashing verhindern, also dass die Chefs Verstöße gegen soziale und ökologische Standards grün reden. “Wir belohnen nur echte, sichtbare Erfolge.”

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2030 oder 2040 zu weit weg

Cevian verwaltet rund zwölf Milliarden Euro für rund 400 Staats- und Pensionsfonds sowie Stiftungen. Die Ankündigungen von Konzernen wie Shell, etwa bis 2050 klimaneutral werden zu wollen, mag Mitgründer Förberg nicht mehr einfach hinnehmen. „Wir glauben, dass es jetzt Zeit ist zu handeln. Es wird viel über die ESG-Kriterien gesprochen, aber es müssen endlich auch mehr Taten folgen. Wir wollen innerhalb eines Jahres Fortschritte sehen“, sagte er. 2030 oder 2040 seien viel zu weit weg und die heutigen Vorstände meistens nicht mehr in der Verantwortung.

Lob für ThyssenKrupp-Chefin

ThyssenKrupp-Chefin Merz, seit Oktober 2019 im Amt, ist bei den Schweden offenbar gut gelitten. „Thyssen-Krupp bewegt sich bei dem ESG-Thema schon in die richtige Richtung. Bei der Wasserstofftechnik hat das Unternehmen eine starke Position und auch beim Thema Energieeinsatz in der Stahlproduktion”, so Cevian-Mann Lörsberg. “Mit der neuen Vorstandsvorsitzenden sind wir zufrieden.“

Mehr: Handelsblatt

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