Gemütlich und lebensgefährlich

Mit Beginn des neuen Jahres müssen Millionen Holzofenbetreiber ihre Öfen stilllegen oder aufrüsten. Die Maßnahme kommt Jahrzehnte zu spät: Die Feuerstätten sind romantische Killer und stoßen laut Bundesumweltamt mehr Feinstaub aus als der gesamte Straßenverkehr.

Holzfeuer  Beliebt in der Öko-Szene
Holzfeuer Beliebt in der Öko-Szene (Timo Klostermeier/Pixelio)

Zur Zeit gibt es rund zwölf Millionen Holzöfen in Deutschland. Der größte Teil davon entspricht nicht mehr den gesetzlichen Regelungen. Schon in den vergangenen Jahren mussten Öfen, die aus der Zeit vor 1985 stammten, stillgelegt oder nachgerüstet werden. Jetzt kommen – bis auf gesetzlich festgelegte Ausnahmen – Holzverbrenner, die bis 1995 gebaut wurden, an die Reihe.

Die Maßnahme war überfällig. Ein Kaminofen, der vor 1990 gebaut wurde, bläst fünfmal mehr Feinstaub in die Luft als ein Ofen mit Entstehungsjahr nach 2015. Emissionsarm sind aber auch die neuen Öfen nicht. Zum einen werden nach Angaben des Forschungsverbundes “be real” die von den Herstellern angegebenen Werte im Alltagsbetrieb um das Doppelte bis Dreifache überschritten. Die Holzbrennstätten stoßen in Deutschland etwa dreitausendmal so viel Feinstaub aus wie Gasheizungen aus. Selbst Öfen mit modernsten Filtern vermindern ihre Emission nur auf ein Zehntel.

Die im linksbürgerlichen Öko-Milieu populären Holzöfen sind nach Untersuchungen der britischen Denkfabrik IPPR (Institute for Public Policy Research) allein in Großbritannien für den vorzeitigen Tod von rund 40 000 Menschen verantwortlich. Sie sind damit gefährlicher für die Gesundheit als die Stickoxyde aus Dieselfahrzeugen. Schwedische Untersuchungen fanden einen Zusammenhang zwischen der Verbreitung von Ofenheizung und der örtlichen Häufigkeit von Demenz. Die Ofenliebhaber selbst sind am meisten gefährdet. Selbst bei modernen Brennstätten kann die Anzahl von Feinstaubpartikeln in den Wohnungen auf 200 000 pro Kubikmeter ansteigen. Das ist über zwanzigmal mehr als an einer befahrenen Straße.

Der Schweizer Wetterexperte Jörg Kachelmann kritisiert, dass die Schäden der privaten Holzverbrennung in der umweltpolitischen Debatte heruntergespielt würden: “Die Holzofenlüge macht krank; sie ist in ihren Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen in Deutschland unendlich viel schlimmer als irgendeine Falschbehauptung zu Diesel-Grenzwerten.”

Mehr: Spektrum SZ t-online NABU Medical Tribune

Quelle: Deutsche Umwelthilfe, IIASA

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