Neue Studie – Holzverbrennung ist tödlicher als bis bislang angenommen

Ein knisterndes Feuer im Kamin ist eine gemütliche Sache. Doch die Holzverbrennung ist gesundheitlich und ökologisch alles andere als harmlos.

Holzverbrennung im Kamin Lebenslüge der Öko-Bourgoisie (Timo Klostermeier/Pixelio.de)
Holzverbrennung im Kamin Lebenslüge der Öko-Bourgoisie (Timo Klostermeier/Pixelio.de)

Für das umweltbewusste Bürgertum in den Städten gilt sie als romantisch und klimaneutral. Schließlich wachse für jeden verbrannten Baum ein neues Bäumchen nach. Und für die arme Landbevölkerung ist sie ein beliebtes Mittel, die Energierechnung zu drücken. Doch die Holzverbrennung ist weder romantisch, noch klimaneutral. Und wegen der vielfachen Gesundheitsschäden ist sie – volkswirtschaftlich gesehen – auch nicht billig.

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Holzverbrennung führt in vielen Fällen zum vorzeitigen Tod. Das belegt eine neue Studie des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS). Die Forscher analysierten über zwölf Monate die Qualität der Luft in dem sächsischen Dorf Melpitz bei Torgau an der Elbe. Die Wissenschaftler kontrollierten dazu die Luftzusammensetzung an zwei Orten. Eine Meßstation stand in der Mitte des Dorfes, eine weitere auf den Feldern vor dem Ort. Wie in vielen ländlichen Siedlungen ist der Anteil der Holzheizer unter den 63 Haushalten hoch. Etwa ein Drittel der Befragten in dem Dorf heizt dauerhaft mit Holz.

Wie in Athen

Den Meßergebnissen zufolge lag die Feinstaubkonzentration im Dorfzentrum im Winter häufig doppelt so hoch wie über den umliegenden Feldern. Am schlimmsten war die Luftverseuchung am Wochenende, wenn zusätzlich Gelegenheitsholzverbrenner ihre Öfen anwarfen. Die Melpitzer atmeten während des Untersuchungszeitraums geradezu ein toxisches Luftgemisch ein, angereichert mit Polyzyklisch Aromatischem Kohlenwasserstoff (PAK), Stickoxyd, Kohlenmonoxid und Rußpartikeln.

Die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Todes durch die Folgen der Holzverbrennung ist folglich für die Dörfler etwa halb so hoch wie die eines tödlichen Verkehrsunfalls. Die Luftqualität ist also keinesfalls ländlich-gesund. Sie ist vergleichbar mit der von Athen oder Florenz. Daten anderer Untersuchungen aus Dörfern in Slowenien und Irland zeigen, dass Melpitz keine Ausnahme ist.

Mehr noch als die Nachbarschaft sind Holz- und Ofenheizer allerdings selbst betroffen. Eine irische Studie wies nach, dass ältere Menschen, die ihr Haus mit offenem Feuer heizten, einem 2,3-fach erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt sind. In Wohnräumen, in denen Öfen Holz verbrennen, tummeln sich bis zu 200 000 Feinstaubpartikel. Das ist zwanzigmal mehr als an einer viel befahrenen Autostraße. Betreiber von Öfen- oder Kaminen sind daher signfikant stärker von Demenz oder Brustkrebs bedroht.

Killerkamine bringen frühen Tod

Laut europäischer Umweltagentur kommt es allein in Deutschland zu 54 000 vorzeitigen Todesfällen durch Feinstaubbelastung. Die Mehrheit davon dürfte auf das Konto des Feinstaubausstoßes der etwa elf Millionen privaten Kleinfeuerstätten im Lande gehen. Die britische Forschungsstelle IPPR (Institute for Public Policy Research) geht für das Vereinigte Königreich von 40 000 Toten infolge von häuslicher Feststoffverbrennung aus.

Im Übrigen: Anders als vielfach erzählt, ist die Energiegewinnung durch Holzverbrennung keineswegs klimaneutral. Um die Kohlenstoffbilanz eines ausgewachsenen Baumes zu erreichen, muss ein nachgepflanzter Setzling etwa 80 Jahre wachsen. Doch so viel Zeit gibt uns der Klimawandel nicht.

Mehr: The Guardian; Frankfurter Rundschau

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