Schon ab 2028 soll ein Bergwerk in Frankreich 34 000 Tonnen Lithiumhydroxid jährlich fördern. Das reicht, um 700 000 Stromer zu versorgen.
Mit der erwarteten Fördermenge wäre Frankreich nach Autralien (86 000 Tonnen) und Chile (44 000 Tonnen) das drittgrößte Förderland für Lithium. Im Herbst 2022 hatte der französische Mischkonzern Imerys angekündigt, den Abbau von Lithium im auvergnatischen Echassières, etwa 50 Kilometer nördlich von Clermont-Ferrand zu prüfen. Amerys betreibt dort seit dem Jahre 2005 eine Kaolingrube. In Tiefen von 75 bis 400 Meter hatten die Imerys-Geologen im glimmerreichen Granitgestein eine Konzentration von etwa einem Prozent Lithium nachgewiesen.
Die bisher entdeckten Vorräte dürften bei einem jährlichen Abbau von 34 000 Tonnen 25 Jahre reichen. Doch wahrscheinlich ist die Lagerstätte deutlich größer als bisher erforscht. Vor wenigen Wochen hat Imerys präzisierte Planungen für das sogenannte Projekt Emili (Exploitation of lithiniferous mica) vorgestellt. Danach soll in Echassières ein Untertage-Bergwerk und die Aufbereitungsanlagen errichtet werden. Eine Pipeline befördert dann die konzentrierten Lithiumschlämme in das 15 Kilometer entfrernte Dorf Saint-Bonnet-de Rochefort. Dort befindet sich ein Zwischenlager. Das chemischen Anlagen für die Erstellung des Endprodukt für die Batterien stehen im rund 60 Kilometer entfernten Montluçon. Der Transport dorthin erfolgt per Bahn.
Imerys geht davon aus, dass das Projekt Emili bis zu 600 Personen direkt beschäftigt. Die indirekten Effekte mitgezählt, entstehen insgesamt etwa tausend Arbeitsplätze. Das zentralfranzöische Departement Allier, in dem das Bergwerk und die weiteren Anlagen stehen, gehört zu den am dünnsten besiedelten Departements Frankreichs. Seit den Fünfzigerjahren ist die Bevölkerungszahl aufgrund der Deindustrialisierung um über 20 Prozent auf 341 000 Einwohner zurückgegangen.
„Sauberstes Bergwerk der Welt“
Die Projektplaner verschweigen nicht, dass der Lithium-Abbau und die Verarbeitung begehrten Rohstoffes die Umwelt belastet. „Ein sauberes Bergwerk ohne Umweltauswirkungen gibt es nicht“, zitiert die französische Tageszeitung Le Monde dazu den stellvertetenden Präsidenten von Imerys, Alain Parte, der im Konzern für die Lithiumprojekte zuständig ist. Jede industrielle Aktivität, vor allem der Bergbau habe Auswirkungen. „Aber nennen Sie mir ein Bergwerk auf der Welt, das umweltfreundlicher ist als das Emili-Projekt.“
Immerhin verbraucht das Projekt 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Aber der Konzern hat sich verpflichtet, kein Grundwasser zu verwenden. Emili wird aus dem nahe gelegenen Flus Sioule versorgt. 90 Prozent des Wasser wird wiederverwendet. Und die Raffinerie in Montluçon entnimmt ihr Wasser der örtlichen Kläranlage.
Bürger skeptisch – Politiker begeistert
Noch sind viele Bürger in den umliegenden Dörfern skeptisch. Viele sind Zuwanderer aus Städten, die wegen der Ruhe und der weitgehend unberührten Landschaft gekommen sind. Die Politik hingegen sieht in dem Projekt vor allem Chancen. So hofft der konservative Bürgermeister von Montluçon, Frédéric Laporte, auf eine Reindustrialisierung. Die Lithiumindustrie sei eine Gelegenheit, an die industrielle Vergangenheit der Stadt anzuknüpfen. Im 19. Jahrhundert galt das vergessenene Städtchen in der Mitte Frankreichs wegen seiner vielen Fabriken und Werkstätten als das Manchester française.
Erst recht begeistert sind die Politiker in Paris. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire spricht von einem „exemplarischen Projekt“. Und Staatschef Emmanuel Macron hatte im Oktober 2022 gesagt: „Wir haben in Frankreich kein Erdöl. Aber wir haben Lithium.“ Frankreich müsse in der Lage sein, die Versorgung mit Rohstoffen sicherzustellen. „Wir werden deshalb Lithiumbergwerke eröffnen“.
Glück auf! Die Gegner des Projektes werden es schwer haben.
Mehr: Le Monde
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