Aus badischen Tiefen

Lithium ist knapp und der Bedarf wird sich in den kommenden Jahren vervielfachen. Nun wollen Forscher die Sole der Geothermie in Bruchsal nutzen, um daraus den raren Stoff zu gewinnen. Deutschland könnte damit den Anteil umstrittener Importe aus Südamerika vermindern.

Geothermie-Anlage in Bruchsal Teurer Rohstoff als Nebenprodukt
Geothermie-Anlage in Bruchsal Teurer Rohstoff als Nebenprodukt (Foto: EnBW/Uli Deck)

Das Metall ist ein Basisrohstoff für die Produktion von Batterien für E-Autos und Mobilfunk. Etwa ein Viertel des Lithiums kommt heute aus Chile. Die Gewinnung aus Salzseen steht wegen der damit verbundenen Umweltschäden in der Kritik. Da die Sole aus den badischen Tiefen unterhalb von Bruchsal mit 150 Milligramm pro Liter immerhin etwa 25 Prozent der Konzentration chilenischer Salinen aufweist, prüfen Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), ob das Geothermalwasser als Rohstoffquelle geeignet ist.

Das Bruchsaler Geothermie-Kraftwerk fördert pro Sekunde 30 bis 70 Liter Wasser mit einer Temperatur von 130 Grad aus 2 500 Meter tiefen Erdschichten. Die damit erzeugte elektrische Energie versorgt rund 1200 Haushalte. Jährlich fördert das Kraftwerk mit dem heißen Tiefenwasser gleichzeitig 800 Tonnen Lithiumchlorid an die Oberfläche und führt sie ungenutzt wieder in Erde zurück. Alle vierzig Minuten kommt so die Menge Lithium für eine E-Auto-Batterie zusammen. Allein das in Bruchsal erzielbare Lithiumvolumen reicht folglich für 20 000 Antriebsbatterien. Eine wirtschaftliche Nutzung sei durchaus vorstellbar, meint Jochen Kolb, Leiter der Abteilung Geochemie und Lagerstättenkunde am KIT: “Kurze Transportwege, Flexibilität gegenüber anderen Anbietern, Versorgungssicherheit und erweiterte Lieferketten: Wir nutzen den Rohstoff Geothermalwasser effizienter.“

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