Die psychischen Folgen von Stadtstress und dreckiger Luft

In Metropolen leiden Menschen häufiger an Angststörungen und Depression. Ein Auslöser sind Stadtstress und dreckige Luft. Grüne Oasen helfen.

Menschengewühl in Einkaufsstraße: Stadtstress und Luftschadstoffe befördern psychische Störungen
Einkaufsstraße Stadtstress und Schadstoffe erhöhen gesundheitliche Risiken Bild: Pixabay

Treffen die Prognosen ein, werden 2050 etwa zwei Drittel der Menschen in urbanen Ballungsräumen leben. Unter Gesundheitsaspekten eine eher bedrohliche Tendenz. Denn die Metropolenbewohner erkranken Studien zufolge deutlich häufiger an ihrer Seele als Menschen auf dem Land. 20 Prozent mehr entwickeln demnach eine Angststörung; eine Depression kommt sogar um 40 Prozent häufiger vor. Forscher haben drei zentrale Auslöser für das Erkrankungsrisiko ausgemacht: Stadtstress, Luftverschmutzung, Dauerlärm.

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Stadtstress gefährdet ihre Gesundheit

Besonders anfällig sind Großstädter, die zugleich unter Dichte- wie Isolationsstress leiden. Ihnen setzen einerseits Enge, Hektik und fehlende Rückzugsräume zu. Andererseits haben sie wenige oder gar keine sozialen Kontakte, werden daher häufig von Einsamkeitsgefühlen geplagt.

Diese Kombination sei hoch toxisch, sagt Mazda Adli, ein weltweit profilierter Stressforscher und Psychiater an der Berliner Charité. “Sozialer Stress schadet vor allem dann der Gesundheit, wenn er chronisch wird und man das Gefühl hat, keine Kontrolle darüber zu haben.”

Feinstaub überwindet Blut-Hirn-Schranke

Zusätzlich können hohe Konzentrationen an Luftschadstoffen den Stress verstärken und der Psyche schaden. Das legen jüngste Untersuchungen aus China, Großbritannien und den USA nahe. Offenbar sind Feinstaubpartikel in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Im Gehirn angelangt, können sie Entzündungen verursachen und die Funktion von Botenstoffen wie dem Glückshormon Serotonin beeinträchtigen. Betroffene entwickeln leichter eine Depression oder Angsstörung.

Doch die Luftverschmutzung setzt Wissenschaftlern der Universität Chicago zufolge nicht nur der Psyche zu. Der Feinstaub löst häufig auch Krebs aus, schädigt Herz, Atemwege und Lunge. Dreckige Luft sei damit tödlicher als Alkohol und Rauchen, so die Mediziner. Das Fatale: Die Klimakrise mit ihren steigenden Temperaturen verschärft das Problem weiter.

Grüne Frischluft-Oasen streicheln die Seele

Bei allen Problemen weist das Stadtleben aber durchaus auch gesundheitsfördernde Vorzüge gegenüber dem Dasein auf dem Land auf. Eine bessere medizinische Versorgung ist dabei nur ein Aspekt. Die vielfältigen kulturellen, kulinarischen und unterhaltenden Möglichkeiten ein anderer: Theater, Konzerte, Restaurants, Clubs beispielsweise. “All das tut der Psyche gut”, bekräftigt Stressforscher Adli.

Überdies haben Kommunalpolitiker und Stadtplaner es in der Hand, Feinstaubbelastung und Stress zurück zu drängen. Zwei Maßnahmen erweisen sich dabei als besonders wirkungsvoll: Grüne Frischluft-Oasen zum Ausspannen anlegen, gerade auch in den Vierteln, wo die weniger Begüterten wohnen. Sowie eine naturnahe Bebauung, wo das private Auto gegenüber Bussen, Bahnen, Fahrrad und Fußgängern nur die zweite Geige spielt.

Mehr: nature jamanetwork zdf

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