Was tun? Kleine radikale Minderheit gefährdet das 1,5-Grad-Ziel

Das reichste Prozent der Weltbevölkerung wird 2030 voraussichtlich für 16 Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich sein. Der Ausstoß je Person wäre in dieser Gruppe 70-mal höher als die erwartete Pro-Kopf-Emission der ärmeren Hälfte der Menschheit. Doch wie steht es um den klimapolitischen Fußabdruck des Mittelstandes aus den Ländern des Nordens?

Privatfluzeug Reichstes Hundertstel gefährdet Klimaziel (Thomas Blenkers/Pixelio)

Die Angehörigen des wohlhabendsten Hundertstel entsprechen zwar nur knapp der Bevölkerungszahl Deutschlands. Sie produzieren allerdings pro Jahr und Person – zum Zieljahr des Pariser Klimaabkommens 2030 – rund 70 Tonnen CO2. Das wird etwa 30-mal mehr sein als die 2,3 Tonnen, die mit der Begrenzung auf eine Erderwärmung von 1,5 Grad bis dahin vereinbar sind. Die ärmeren 50 Prozent der Menschen werden 2030 nur eine Tonne Kohlendioxid pro Kopf ausstoßen.

Dies ist das Resultat einer Studie, die das Institute for European Environmental Policy (IEEP) und das Stockholm Environment Institute (SEI) im Auftrage der Entwicklungsinitiative Oxfam jetzt vorgestellt haben. Die Angehörigen des reichsten Prozents, so die Untersuchung, müssten ihren CO2-Austoß um 97 Prozent vermindern, wenn das Klimaziel von 1,5 Grad Erderwärmung bis 2030 erreicht werden soll.

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Der Bericht erwähnte, dass allein ein elfminütiger Raumflug zum Vergnügen eines Privatiers die CO2-Belastung um 75 Tonnen erhöht. Das entspricht etwa den Emissionen eines Angehörigen der ärmeren Hälfte der Menschheit während seiner gesamten Lebenszeit. “Eine kleine Elite scheint einen Freifahrtschein für Umweltverschmutzung zu haben”, sagt Nafkote Dabi, klimapolitischer Sprecher von Oxfam, dazu. “Deren übergroße Emissionen befeuern extreme Wetterereignisse rund um die Welt und gefährden die Klimaziele.” Die Konsequenzen für die verwundbarsten Menschen auf der Welt, die jetzt schon unter Stürmen, Hunger und Elend litten, seien katastrophal.

Auch die breite Mittelklasse

Eine genauere Analyse der Ergebnisse zeigt allerdings, dass nicht nur die Reichsten der Reichsten zu den Umweltfrevlern zählen. Zum einen entspricht das von den Forschern errechnete mittlere Einkommen des global reichsten Hunderstel zum Jahre 2030 mit 172 000 Dollar eher dem Einkommen des oberen Mittelstandes im globalen Norden.

Zum anderen wird auch das wohlhabenste Zehntel zum Zieljahr 2030 einen jährlichen Pro-Kopf-Ausstoß von 21 Tonnen hinterlassen. Das ist etwa neunmal mehr als mit dem Klimaziel von 1,5 Grad zu vereinbaren ist. Bei dieser Gruppe handelt es sich jedoch – zumindest in Europa und Nordamerika – keineswegs um ein Luxusmilieu. Weltweit gesehen werden nach Hochrechnung der Forscher bereits 55 000 Dollar als Jahreseinkommen reichen, um zu den reichsten zehn Prozent zu gehören. Anders ausgedrückt: Ein großer Teil der breiten Mittelklasse unserer Industrieländer wird voraussichtlich 21-mal mehr Tonnen CO2 pro Kopf als die Vertreter der ärmeren Hälfte der Menschheit emittieren. Es bleibt also noch viel zu tun – für uns alle.

Mehr: Oxfam

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