Lieferkettengesetz zeigt Wirkung: Lidl beendet Geschäfte mit umstrittenem türkischen Landwirtschaftskonzern Agrobay

Gut ein Jahr nach Inkrafttreten zeigt das deutsche Lieferkettengesetz erstmals groß Wirkung. Nach massenhaften Protesten wegen mieser Arbeitsbedingungen beendet der Discounter Lidl die Geschäftsbeziehungen mit dem türkischen Landwirtschaftskonzern Agrobay.

Discounter Lidl: Geschäftsbeziehungen mit türkischem Landwirtschaftskonzern Agrobay aufgrund des Lieferkettengesetzes gekündigt, doch Beschwerde steht noch aus (Foto: Lidl)
Discounter Lidl: Geschäftsbeziehungen mit türkischem Landwirtschaftskonzern Agrobay aufgrund des Lieferkettengesetzes gekündigt, doch Beschwerde steht noch aus (Foto: Lidl)

Die Mitteilung von Lidl ist eindeutig. “Mit Rücksicht auf das Lieferkettensorgfaltsgesetz nahmen wir vor einigen Monaten wegen einer Beschwerde über mögliche Verletzungen der geschützten gesetzlichen Positionen unserer Mitarbeiter bei unserem indirekten Lieferanten Agrobay Ermittlungen auf”, so Deutschlands größter Discounter. “Nach diesen Ermittlungen und umfassenden Diskussionen mit allen beteiligten Parteien haben wir uns entschieden, unsere geschäftliche Beziehung mit Agrobay zu beenden.” Agrobay ist ein türkischer Landwirtschaftskonzern, gegen den dessen Beschäftigte monatelang wegen dessen Entlassungspraxis und fragwürdigen Arbeitsbedingungen protestieren. Das Unternehmen ist mit einer Anbaukapazität von 20 000 Tonnen landwirtschaftlicher Produkte der größte Hersteller seiner Art in der Türkei und liefert auch nach England, Spanien, Schweden, die Niederlande und Russland. Die Aufkündigung der Geschäftsbeziehungen durch Lidl ist der erste große Erfolg des deutschen Lieferkettengesetzes, dass seit Anfang vergangenen Jahres große deutsche Unternehmen für Verstöße gegen soziale und ökologische Standards bei ihren Zulieferern mit verantwortlich macht. Dem vorausgegangen waren massive Proteste von Mitarbeitern in der westtürkischen Stadt Izmir.

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Gewerkschaft legt Beschwerde gegen Lidl ein

Beendet ist die Angelegenheit damit für Lidl jedoch nicht. Denn für Umut Kocagöz, den Präsidenten der türkischen Landwirtschaftsgewerkschaft Tarım-Sen, ist Lidl für die Vorkommnisse bis zur Beendigung der Geschäftsbeziehungen mit Agrobay verantwortlich, weil der Discounter zu spät reagiert habe. Lidl bestreitet das. Gewerkschafter Kocagöz will deshalb Lidl mit eine Beschwerde in Deutschland doch noch zur Rechenschaft ziehen.

Agrobay verklagt protestierende Arbeiter

Verstöße gegen das deutsche Lieferkettengesetz können mit Bußgeldern von bis zu 800 000 Euro bestraft werden. Wie wenig der türkische Landwirtschaftskonzern Agrobay seine aufmüpfigen Beschäftigten schätzt, beweist dieser gerade. Agrobay hat vor einigen Monaten die ehemaligen Arbeiter verklagt, die vor dem deutschen Konsulat g gegen die Behandlung durch ihren Arbeitgeber protestierten – weil sie damit “die Handelsbeziehungen mit Deutschland beschädigt” hätten. Das Gerichtsverfahren ist noch im Gang.

Mehr: DW

 

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