Grün, nachhaltig, aber nicht ohne Risiko

Die Corona-Krise und Strafzinsen auf pralle Girokonten beflügeln immer mehr Menschen, ihre Euros in grüne und nachhaltige Anlagen zu stecken. Doch niemand sollte vergessen: Auch hier kann man viel Geld verlieren.

Dollarzeichen in den Augen: Aktien und Anleihen grüner Unternehmen bleiben Aktien und Anleihen – mit entsprechende Risiken (Foto: Gerd Altmann / pixabay)

Der Boom bei den nachhaltigen Geldanlagen ist unübersehbar. 70 Prozent der Deutschen, die ihre Spargroschen neu investieren, achten inzwischen darauf, dass diese in Wertpapiere von Firmen fließen, die auf eine umweltgerechte und soziale Unternehmensführung achten, kurz: ESG. Das besagt eine Untersuchung im Auftrag der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Vor allem Vermögensverwalter drängen in das Geschäft mit Ökologie und Nachhaltigkeit. Die Zahl der Mitglieder der Investoreninitiative „Net Zero Asset Managers“, die ihre Anlagen bis 2050 klimaneutral machen will, explodierte im März um 43 auf 73 Unterzeichner, unter ihnen die weltweiten Marktführer Blackrock und Vanguard. Der Club verwaltet inzwischen Geldanlagen im Wert von umgerechnet 32 Billionen US-Dollar. In die gleiche Richtung investieren die 540 Vermögensverwalter der Branchenvereinigung „Climate Action 100+“.

Verdopplung in vier Jahren

Und immer, wenn die Nachfrage nach Wertpapieren boomt, wächst auch das Risiko, dass die Preise – sprich: die Kurse – zu stark steigen und irgenwann einmal abstürzen, die Anleger also Verluste erleiden. Wie groß dieses Risiko einer sogenannten Blase bei den gefragten grünen und nachhaltigen Aktien sowie Anleihen ist, lässt sich derzeit nicht seriös sagen. Einerseits haben sich die Investitionen in Aktien, die von ESG-Kriterien beeinflusst sind, binnen vier Jahren verdoppelt. Und die Ausgabe entsprechender Unternehmensanleihen vervierfachte sich im Februar – mit der Folge, dass im ersten Quartel dieses Jahres Schuldscheine dieser Art im Gesamtwert von 100 Milliarden Euro ausgegeben wurden.

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Großer Finanzbedarf für grüne Investitionen

Andererseits ist die Nachfrage der Unternehmen nach Geld für grüne und nachhaltige Investitionen aufgrund der staatlichen Mega-Programme etwa in der EU, den USA und auch Deutschland gigantisch. Eckhard Schulte, Manager des MainSky Active Green Bond Fund, glaubt, dass das Marktvolumen in diesem Jahr „locker die Schallmauer von einer Billion Euro“ durchbrechen werde. Und LBBW-Analystin Alexandra Schadow sagt: „In den kommenden Jahren wird die europäische Wirtschaft ihren Finanzbedarf zunehmend durch nachhaltige Unternehmensanleihen decken.“

So lange das so bleibt, ist das Risiko der Anleger gering. Allerdings müssen die grünen Geschäfte profitabel sein. Sinken die Aussichten und die Rendite, gehen auch die Kurse in den Keller – egal, ob das Business sauber oder schmutzig ist.

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