Alternativer Nobelpreisträger vs Commerzbank

Der mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnete russische Umweltaktivist Vladimir Slivyak verlangt von der Commerzbank, die Finanzierung gesundheitsschädlicher Kohleprojekte in seinem Land zu stoppen.

Gesundheits- und umweltschädliche Geschäfte seit 100 Jahren: Wertpapierhandelsraum der Commerzbank 1928 (Foto: Commerzbank)

Grün, grüner, Commerzbank? Den Eindruck erweckt das Frankfurter Geldhaus auf seiner Internetseite. In der Rubrik “Nachhaltig transformieren” schwurbelt das Institut zum Beispiel von einem “Nachhaltigkeitsdialog”, in dem es “um den Beitrag der Commerzbank zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Gesellschaft” gehe. Groß kann der Beitrag aber nicht sein – im Gegenteil. Der frisch gekürte alternative Nobelpreisträger Vladimir Slivyak wirft der von der Bundesregierung in der Finanzkrise 2008/9 geretteten Großbank sogar vor, indirekt zur Schädigung Tausender Menschen und der Umwelt in Russlands Kohleregion Kuzbass in Sibirien sowie des Klimas weltweit beizutragen. „Deutsche Banken wie die Commerzbank, aber auch Energiekonzerne wie Uniper und EnBW sollten diese ökologische und humanitäre Katastrophe im Kuzbass, aber auch anderen Teilen Russlands nicht länger unterstützen”, so der russische Umweltaktivist. “Sie sollten die Finanzierung bzw. die Verbrennung von Kohle einstellen.“

Commerzbank finanziert seit Jahren den Umwelt- und Klimakiller JSC SUEK

Auslöser des Appells ist eine Meldung des US-Wirtschaftsnachrichtendienstes Bloomberg Anfang September, wonach die Commerzbank zusammen mit acht weiteren Kreditinstituten für den russischen Kohle- und Energiegiganten JSC SUEK Geld bei Investoren einsammeln soll. JSC SUEk ist der Big Player im Kuzbass, wo Mensch und Umwelt seit Jahrzehnten extrem unter den Folgen des Kohlabbaus und der Kohleverstromung leiden. Die Commerzbank finanzierte die gesundheits- und klimaschädlichen Aktivitäten des Konzerns bereits von 2018 bis 2020 mit Krediten im Umfang von schätzungsweise knapp einer Viertelmilliarde Euro. Mit dem neuen Geld will JSC SUEK offenbar die Kohleförderung steigern und neue Kraftwerksblöcke mit einer Gesamtleistung von mehr als 16 Gigawatt errichten, das entspricht der Leistung von 16 großen Kohlemeilern. Mit dem Import von 17,1 Millionen Tonnen war Deutschland 2019 einer der größten Abnehmer russischer Steinkohle.

Katastrophale Folgen

„Kohleproduzenten wie SUEK missachten Umwelt- und Sozialstandards. Die Folgen des Kohleabbaus in Russland sind massive Luft- und Wasserverschmutzung sowie schwere Krankheiten. Dies bedeutet schreckliche Lebensbedingungen für die Menschen, die in der Nähe der Kohleminen leben. Im Kuzbass ist die Sterblichkeit um 16 % höher als im Landesdurchschnitt “, so Umweltaktivist Slivjak. Der alternative Nobelpreis wird seit 1980 von der Stiftung Right Livelihood mit Sitz auf der britischen Insel Isle of Man verliehen und wurde von dem deutsch-schwedischen Philosophen und Ökonomen Carl Wolmar Jakob von Uexküll ins Leben gerufen, einem Enkel des berühmten Biologen und Kybernetikers Jakob Johann von Uexküll.

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