Amalgam: EU verbietet Quecksilber-haltige Zahnfüllung

Amalgam enthält viel Quecksilber, eines der gefährlichsten Umweltgifte überhaupt. Nun verbannt Brüssel den Füllstoff. Das sind die Alternativen.

Patient auf dem Behandlungsstuhl beim Zahnarzt: Die EU verbietet Amalgam als Füllstoff
Behandlung beim Zahnarzt Amalgam von 2025 an nurmehr in Ausnahmefällen erlaubt Bild: Pixabay

Amalgam ist seit langem einer der umstrittensten Stoffe in der Zahnmedizin. Die einen warnen, er könnte Allergien auslösen, die Nerven schädigen, gar die Entstehung einer Demenz begünstigen. Der Chef der Kassenärzte, Martin Hendges, hält dagegen: Bei fachgerechtem Einsatz gehen von Dentalamalgam keine Gesundheitsgefahren aus.”

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Für EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius ist der Glaubenskrieg ums Dental-Amalgam, das zur Hälfte aus Quecksilber besteht, allerdings entschieden. “Quecksilber ist eine hochgiftige Chemikalie, die eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellt”, urteilt der Litauer. Daher beschloss Brüssel jetzt, es von nächstem Jahr an aus dem Verkehr zu ziehen. Das Verbot erstreckt sich auch auf Herstellung und Ausfuhr Quecksilber-haltiger Lampen.

Amalgam kann über die Nahrungskette die Nieren schädigen

Nach EU-Angaben werden derzeit europaweit noch jährlich 40 Tonnen Quecksilber für den Zahnfüllstoff verbraucht. Gelange das Gift in die Umwelt, könne es über die Nahrungskette Gehirn, Lunge, Nieren und das Immunsystem schädigen, warnt die Kommission.

Doch was bedeutet das Amalgam-Aus nun für die Patienten? Bleibt die Kariesbehandlung bezahlbar? Und gibt es überhaupt gleichwertige Alternativen?

Komposite als gleichwertiger Ersatz

Tatsache ist, dass kaum noch ein Patient die hässlichen Zahnplomben im Mund haben möchte. Das berichtet jedenfalls der Amalgam-Experte und Umweltmediziner Florian Schulze. „In Deutschland wird Amalgam nur noch für 2,4 Prozent aller Füllungen verwendet, und fast die Hälfte der EU-Mitglied-Staaten sind bereits aus der Verwendung ausgestiegen oder haben den Gebrauch auf unter ein Prozent gesenkt.”

Die gängigste Alternative ist, dass der Zahnarzt das Loch mit einem speziell Komposit verfüllt. Winzigste Glasfasern verleihen dem Kunststoff die notwendige Härte und Langlebigkeit. Darüber hinaus haben Komposite Tobias Tauböck zufolge, Leiter des Bereichs Kariologie und Restaurative Zahnerhaltung an der Universität Zürich, noch einen Vorzug. Der Zahnarzt muss viel weniger gesunden Zahn wegbohren als bei Amalgam-Füllungen.

Am teuersten sind Keramik-Inlays

Warum also dann der Protest der zahnärztlichen Berufsverbände? Könnte der Grund sein, dass die Zahnärtze bei der geltenden Regelung die meisten Kariesbehandlungen privat abrechnen können? Abzüglich des Betrags, den die Gesetzlichen Krankenkassen für eine Standard-Amalgam-Füllung erstatten. So läuft es in der Regel.

Aber auch wer aus der eigenen Tasche zuzahlen muss, steht vor überschaubaren Kosten. Die Preise für die Komposite liegen zwischen 30 und 80 Euro. Noch ist unklar, ob die Gesetzlichen Krankenkassen das Material zur künftigen Kassenleistung machen. Patienten, die ein Keramik-Inlay bevorzugen, müssen mit einer Rechnung von 300 bis 500 Euro je Zahn rechnen. Gold-Inlays sind mit 250 bis 400 Euro etwas günstiger zu haben.

Mehr: krankenkasseninfo nzz focus

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