Artenschwund in Europa alarmierend: Ein Fünftel der Tiere und Pflanzen bedroht

Flora und Fauna in Europa leiden unter erheblichem Artenschwund. Ursachen dafür sind vor allem die industrialisierte Landwirtschaft und die Übernutzung der Naturräume.

Bedrohte Spezies Europäischer Nerz Artenschwund ist besorgniserrregend (Foto: Nicolai Meyer)
Bedrohte Spezies Europäischer Nerz Artenschwund ist besorgniserrregend (Foto: Nicolai Meyer)

In Europa ist rund ein Fünftel der Tiere- und Pflanzenarten bedroht, weltweit könnten zwei Millionen Spezies gefährdet sein. Das ist der besorgniserregende Befund einer Studie von Wissenschaftlern der Technischen Universität Berlin, unterstützt von internationalen Forschern. Noch im Jahre 2019 war eine Bestandsaufnahme des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) zu dem Ergebnis gekommen, dass nur rund eine Million Arten weltweit gefährdet seien.

Laut Studie sind 19 Prozent der europäischen Arten vom Aussterben bedroht, wobei das Aussterberisiko für Pflanzen mit 27 Prozent und Wirbellose, wie Insekten oder Würmer, mit 24 Prozent höher ist als für Wirbeltiere. Von Letzteren sind 18 Prozent der Arten gefährdet. Die Hälfte der 14 669 untersuchten Arten ist nur in Europa heimisch.

Vielfach hält die geografische Verbreitung sich in engen Grenzen. Für die Arten ist die Gefährdung damit größer, weil schon kleinräumige Klimaänderungen oder Kultivierungen eine Art auslöschen können. Vor allem Arten, die nur im Gebirge vorkommen, sind gefährdet, weil der Lebensraum dort häufig nur sehr kleine Flächen umfasst.

Industrialisierte Landwirtschaft tötet

Als größte Bedrohung und Ursache für das Artensterben sieht die Studie die intensive wirtschaftliche Nutzung von Landflächen und Meeren, die zum Verlust von Lebensräumen führt. So verschwand der einst über weite Gebiete Europas verbreitete Europäische Nerz fast gänzlich, weil viele Feuchtgebiete kultiviert wurden. Melanie Bilz, Umweltplanerin und Zweit-Autorin der Untersuchung ergänzt: “Weitere Gründe sind die direkte Nutzung von Arten, zum Beispiel durch Überfischen, Jagen oder Sammeln von begehrten Pflanzen wie Orchideen oder medizinischen Pflanzen.”

Hinzu komme – auch in Europa – die Verschmutzung von Flüssen oder Seen. Davon seien neben Fischen, Süßwasserschnecken und Libellen betroffen. Fische und Süßwasserschnecken seien mit 40 Prozent und 59 Prozent die am stärksten bedrohten Gruppen in Europa.

Melanie Bilz: “Einige Arten sind von einer extensiven Landnutzung abhängig und damit nicht nur von einer Intensivierung der Landwirtschaft bedroht.” Denn auch die Beendigung landwirtschaftlicher Nutzung könne Arten gefährden. Werden Wiesen nicht mehr gemäht oder als Weideflächen genutzt, verbuschen sie. Die Pflanzen sind nicht mehr konkurrenzfähig. In der Folge finden Insekten weniger Nahrung.

Hinzu komme die Verdrängung durch invasive Arten oder durch Krankheiten. Bilz: “Und sehr oft sind Wechselwirkungen im Spiel.” Nicht zuletzt mache es der Klimawandel den Arten schwer, sich zu behaupten – vor allem den spezialisierten Arten.

Mehr: Technische Universität Berlin

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